Künstler | Bonnie „Prince“ Billy | |
Album | Pond Scum | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Wer auch immer Will Oldham a.k.a. Bonnie Prince Billy mit dem Konzept der Religion bekannt gemacht hat, hat eine große Tat für die Musik, aber eine schlechte Tat für das Wohlbefinden des 45-Jährigen aus Kentucky getan. Das war schon bei den bisher 13 Alben deutlich, die er unter diesem Namen aufgenommen hat. Es wird aber noch ein bisschen deutlicher bei Pond Scum, einer Zusammenstellung von Aufnahmen aus drei Peel-Sessions (insgesamt gibt es sechs, die er mit dem legendären DJ für die BBC aufgenommen hat). Die zwölf ausgewählten Lieder sind zwischen 1994 und 2002 entstanden und hier in umgekehrt chronologischer Folge angeordnet.
Gerade die Tatsache, dass hier Lieder aus verschiedenen Schaffensphasen von Bonnie Prince Billy vorliegen, meist in stark reduzierten Versionen (David Heumann spielt bei ersten vier Songs mit, den Rest bestreitet Oldham im Alleingang), bringt in Erinnerung, wie wichtig sakrale Konzepte und Metaphern für sein Werk sind. Kanzel, Schuld, Tod, Sünde, Laster, Ikonen – all das gibt es auf Pond Scum, und zwar reichlich.
(I Was Drunk At The) Pulpit klingt zum Auftakt wie eine mit reichlich Schuld beladene Vision. „Don’t die without knowing the cross“, lautet die Ermahnung in The Cross, einer Coverversion von Prince. Es wird hier ein Sermon mit nur zwei Akkorden, wie sie auch Bob Dylan in seinen frühen Jahren gerne fabriziert hat. „Death could take you“, lautet seine Angst in Trudy Dies, bevor daraus Gewissheit wird, „and that’s just what it’ll do“. Es ist ein Lied über den Verlust und den Versuch, sich nicht völlig von Schmerz und Trauer übermannen zu lassen – und ein Aufschrei gegen die Vergänglichkeit.
Passend zu diesen ewigen Themen und verstärkt durch die sparsamen Arrangements klingen die Lieder auf Pond Scum wie sehr alte Musik. Pferde und anderes Vieh bevölkern die Texte, die Weitläufigkeit der Landschaft, Gemeinschaften, die eng zusammen stehen, und Menschen, die einander ein Leben lang kennen. Natürlich ist Bonnie Prince Billy innerhalb dieser Welt ein Leidender, Einsamer, Suchender. In Jolly Five erzählt er von einer geheimnisvollen Begegnung mit einer verführerischen (und leicht spinnerten) Fremden, wie es Leonard Cohen nicht besser hätte hinbekommen können, doch natürlich gibt es am Ende dieser Begegnung keine Erfüllung. Wenn er in Death To Everyone die Zeile „It makes our living so much fun“ singt, dann stehen davor zum einen die Worte „Since we know that an end will come“, zum anderen singt er sie mit einer Stimme, die das Leben aus vollem Herzen zu verachten scheint, so lädiert klingt sie. „I died at 32 but live to be old“, bekennt er im bisher unveröffentlichten Beezle. Wenn am Ende in The Idol At The Bar eine zweite Stimme hinzu kommt, heißt das noch lange nicht, dass er weniger allein und verloren wäre.
Die wenigen lichten Momente behandeln sein Dasein als Sänger: In Jolly One 2-15 ist vielleicht kein Glück, aber ein Einvernehmen mit der Welt, gespeist aus der Musik, deren Kraft er hier besingt – natürlich nicht ohne den Hinweis, dass seine Lieder letztlich zwecklos sind. Auch im Gospel-artigen When Thy Song Flows Through Me ist die Musik das Medium, aus dem sich Trost erwarten lässt – und vielleicht sogar Erlösung.