Brian Eno – „Lux“

Künstler Brian Eno

"Lux" ist Enos erstes Soloalbum seit sieben Jahren.
„Lux“ ist Enos erstes Soloalbum seit sieben Jahren.
Album Lux
Label Warp
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung

Man muss vielleicht nicht so weit gehen und Brian Eno angesichts dieses Albumtitels als Erleuchteten bezeichnen. Aber einer der hellsten Köpfe im Popgeschäft ist er in jedem Fall. Er ist ein „Musiker, der die Art und Weise veränderte, wie Pop komponiert, aufgeführt und bewertet wird“, hat Spiegel Online einmal ganz treffend über ihn geschrieben. Egal, ob als Musiker mit Roxy Music, als Produzent von Coldplay oder zuletzt als App-Entwickler: Statt Blut, Schweiß und Tränen geht es bei ihm um Hirnzellen, Neuronen und Intellekt.

Auf Lux, sein erstes Soloalbum seit Another Day On Earth im Jahr 2005, trifft das in besonderer Weise zu, denn viel mehr Konzept geht kaum. Die Musik baut auf Elementen seiner früheren Alben auf (Eno benennt Music For Films, Music For Airports und Apollo: Atmospheres And Soundtracks als Quellen), ist als Fortsetzung seines „Music For Thinking“-Projekts gedacht, das auch Discreet Music (1975) und Neroli (1993) umfasst, und wurde erstmals aufgeführt als Klanginstallation in der Großen Galerie des Palastes von Venaria in Turin.

Das ist eine ziemlich satte Dosis Kontext, die allerdings auf fast enttäuschende Weise mit dem Inhalt kontrastiert. Denn die vier Tracks (Lux 1, Lux 2, Lux 3 und Lux 4 genannt) bestehen durchweg aus einem kaum wahrnehmbaren Klangnebel und enorm reduzierten Loops. Einzelne Klaviertöne sind noch die markanteste Zutat, manchmal meint man klingende Gläser oder eine Trompete zu erkennen. Aber Lux bleibt quasi permanent unter der Wahrnehmungsschwelle. Es ist Musik zum Wegdösen.

Den wirkungsvollsten Effekt erzielt die Platte, an der neben Brian Eno auch Leo Abrahams und Nell Catchpole beteiligt waren, durch ihre Spielzeit. Die vier Tracks addieren sich zu 75:21 Minuten (die Promo-Pressung, die ich bekommen habe, fasst sie gar alle zu einem einzigen Stück zusammen, und letztlich passt das vielleicht sogar noch besser zur Wirkung von Lux) und so entsteht nach und nach eine eigene Welt – auch wenn man es kaum merkt.

Eno beschallt die Große Gallerie mit Lux.

Homepage von Brian Eno.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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