Künstler | Cattle & Cane | |
Album | Home | |
Label | Quiet Crown | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
„I sold my soul to the devil“, singt Joe Hammill in Sold My Soul. Man kennt diese Legende, vor allem in der Welt des Blues, spätestens seit Robert Johnson: Ein Musiker gibt seine Seele her und bekommt dafür überirdisches Talent. Cattle & Cane, die Band von Joe Hammill, seinen Geschwistern Helen (Klavier, Gesang), Fran (Gitarre) und Vin (Bass) sowie Schlagzeuger Tom Chapman, haben auf ihrem Debütalbum allerdings nichts Diabolisches oder gar Genialisches zu bieten. Hammill droht später in The Poacher zwar noch Gewalt und sogar einen Mord an, und zwar aus Eifersucht, aber sonst regiert die Harmlosigkeit: Home ist eher wie gemacht für das Radio und alle Fans von George Ezra.
Hammill gibt gerne den Schmerzensmann mit schlechtem Gewissen, etwa im hymnischen Auftakt Skies, der Geschichte einer Rettung durch die Begegnung mit diesem ganz besonderen Menschen. Frauen, die ihre Unschuld verloren haben, und Männer, die vom Glauben abgefallen sind, bevölkern die Songs der Band aus Middlesbrough, die sich nach einem Lied der Go-Betweens benannt hat. Gleich in fünf der elf Stücke kommt das Motiv der Dunkelheit vor, etwa in der Schnulze Then You Came Along. Es gibt noch ein paar weitere misslungene Momente mit Kitsch-Gefahr: Red ist viel zu lang und arg pathetisch, inklusive eines sehr pompösen Orchester-Arrangements. In Your Arms greift seltsamerweise den Sound wieder auf, den es vor 20 Jahren auf den Platten von Aerosmith zu hören gab.
Ein guter Bezugspunkt sind auch Mumford & Sons, die etwa in Come Home grüßen lassen. Eine unbestimmte Bedrohung steckt in diesem Lied, gespeist vom Verdacht, dass sie vielleicht aus uns selbst heraus erwächst, ebenso aber auch Hoffnung auf Erlösung. Das akustische We Were Children ist ein gutes Beispiel für eine weitere unverkennbare Eigenschaft von Home: Es gibt viel Picking, man hört den Liedern von Cattle & Cane an, wie sie entstanden sind. Belle bietet großes Drama und nimmt eine interessante Entwicklung bis hin zu einem starken Finale. In Pull Down The Moon erlauben sich Cattle & Cane ausnahmsweise etwas Ausgelassenheit, in der Live-Version von Dancing, die das Album abschließt, darf Helen Hammill eine Strophe singen.
Der vielleicht beste Moment der Platte ist Birdsong, der so etwas wie Filmmusik-Charakter entwickelt – auch, weil das hier immer wieder gerne eingesetzte Orchester einmal nicht Garnitur ist, sondern integraler Bestandteil des Songs. Zudem ist es einer der wenigen Tracks auf Home, die Mut zur eigenen Idee und zum eigenen Sound beweisen. Der Rest des Albums ist nie weniger als solide, aber oft auch zu konventionell und gefällig.