Künstler | Clarence + Napoleon |
Album | Breaking The Silence |
Label | Ferryhouse Production |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
„So silent is my song / can you hear it too? / And silent is my heart / but it beats for you.” Das sind die ersten Zeilen von 5 Seconds, dem vierten Track dieses Albums, und sie erklären sehr schön, wie Clarence + Napoleon funktionieren. Sängerin Anna Katharina Bauer singt sie ganz ohne Begleitung, dann gesellen sich dezente Elektronik dazu, elegante Streicher und ein Piano, das dem Lied sanft den Weg weist.
Tiefe Klaviertöne und komplexe Beats bilden die DNA der meisten Stücke von Clarence + Napoleon, garniert wird das immer wieder mit orchestralen Elementen. Kein Wunder: Anna Katharina Bauer und Arne Straube, die beiden Mitglieder des Duos aus Hamburg, sind beide Multiinstrumentalisten, und sie haben viel Liebe zum Detail in ihr Debütalbum gesteckt. Zwei Jahre lang wurde mit Produzent Swen Meyer (Kettcar, Tim Bendzko, Lena) an Breaking The Silence gearbeitet, teilweise in Metropolen wie Berlin, Hamburg und London, zu großen Teilen aber auf dem Land.
Das Ergebnis ist eine Popplatte, die ambitioniert ist, aber niemals aufdringlich. The Girl You Love ist eines von mehreren Liedern, das die Atmosphäre von Filmmusik verströmt, Beautiful People lässt sich vom (erfolgreichen) Bestreben, tanzbar zu sein, nicht das Recht nehmen, individuell und intelligent zu bleiben. Be Alright ist eine Ballade, die sicher auch Lana Del Rey gefallen würde, auch Boy bieten sich hier immer wieder als Bezugspunkt an, obwohl die Stimme von Anna Katharina Bauer eher an Sharleen Spiteri von Texas denken lässt.
Angels ist einer der Höhepunkte, eingängig, schwungvoll und glamourös. Auch Goodbyes hat einiges Hitpotenzial, mit einem Refrain, der so viel Unbeschwertheit und Lebensfreude ausstrahlt, dass man gar nicht anders kann, als eine 17-jährige Kim Wilde dabei vor sich zu sehen. Nicht entgehen lassen sollte man sich auch die einzige Coverversion dieser Platte: Mother von Danzig ist auch hier eine düstere und bedrohliche Ballade, aber noch nervöser und deutlich filigraner – gespenstisch wird das Lied in erster Linie durch die sehr clevere Idee, weit im Hintergrund noch eine zweite Stimme zu verstecken.
Clevere Arrangements, clevere Texte und clevere Beats gibt es auf Breaking The Silence im Überfluss, auch wenn sich ein paar Momente einschleichen, in denen das angeberisch wirkt oder dazu führt, dass die Lieder einen Tick zu lang sind. Insgesamt ist das aber so überzeugend, spannend und originell wie der Rausschmeißer Alien: Zweimal baut das Lied einen Moment auf, in dem man den Einsatz eines bombastischen In The Air Tonight-Schlagzeugs geradezu herbeisehnt. Doch nach dem ersten dieser Momente folgt stattdessen eine neue Strophe, die noch ein bisschen reduzierter als die erste ist, und nach dem zweiten Spannungshöhepunkt ist der Song (und mit ihm das Album) einfach zu Ende.
Zumindest ein bisschen gespenstisch ist auch das Video zu Mother:
httpv://www.youtube.com/watch?v=aUDMUYvRTrs