Künstler | Coves | |
Album | Peel | |
Label | 1965 Records | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Ziemlich genau zwei Jahre sind zwischen Soft Friday, dem Debütalbum von Coves, und dem gerade erschienenen Peel vergangen. Ziemlich viel ist passiert in dieser Zeit für John Ridgard und Beck Wood. Sie waren auf Tour mit St Vincent und den Raveonettes, sie sind von Lemington Spa nach London gezogen – und sie mussten dann den Trubel nach dem ersten Album erst einmal verdauen. Eines der wichtigsten Themen der Platte ist deshalb “how our life is now compared to then, the journey, fallouts between friends, the growth you have in life. We were on a rollercoaster of living the life of professional touring musicians and then going back to the day job”, sagt Sängerin Beck Wood.
Diese Reflexion über die eigene Weiterentwicklung und neue Erfahrungen prägt auch die Vorab-Single Stormy. “I’ve developed into a new person but I’ve still got that passion”, sagt Beck Wood und beweist es in diesem Track dann gleich mit Textzeilen wie “You see nothing but thunder in my stormy eyes” und einer aufreizenden Lässigkeit, die noch frappierender wird, wenn man sich klar macht, dass Coves die Lautstärkeregler nur zwei Stufen höher drehen müssten, um aus diesem Track ein Torpedo zu machen. „It’s a good transition song because it has elements of our old album but also elements of our new album”, sagt Wood.
Zu den Konstanten gehören ihre bevorzugt mies gelaunte Texte, die freilich etliche spannende Schattierungen von „mies gelaunt“ bereithalten („It’s split between fury and misery“, umreißt Beck Wood die Bandbreite). Auch die Tatsache, dass sich Coves gegen Ende eines Lieds gerne in einen Rausch spielen, kennt man vom Debüt. Neu ist eine etwas größere Pop-Affinität, vielleicht zurückzuführen auf den Einfluss von Produzent Cam Blackwood (George Ezra, London Grammar), die wiederholt zu erstaunlichen Assoziationen mit Britpop führt.
You’re Evil (gewidmet allen Leuten “that I used to know who shat on my dreams or were two faced”, sagt Beck Wood) ist ein feiner New-Wave-Moment, der genauso dreckig und glamourös ist wie die Songs von Franz Ferdinand. See Me Love Me vereint einen verschämten HipHop-Beat mit einer Graham-Coxon-Gitarre und einem strahlenden Gesang à la Sonya Aurora Madan (Echobelly). In So Empty passt nicht nur die Zeile “I’m so empty / I’ve got nothing good inside”, sondern der gesamte Sound des Songs wunderbar zu Modern Life Is Rubbish.
Ein bisschen Dub, ein Byrds-Gitarrenbreak und eine gute Portion Breeders-Hysterie (auf diese Kombination muss man auch erst einmal kommen!) stecken in I Just Don’t Care. “There’s always going to be an element of bitterness within the vocal, that’s all I can sing”, erklärt Beck Wood ihren Gesang, der auch in diesem Lied wie ein einziger Wermutstropfen klingt. Cadavalier, der Auftakt von Peel, ist ebenfalls ein Lied, das alleine durch ihre Stimme nicht nur exotisch, sondern besonders wird. Sie singe “bored, though never boring”, hat Uncut ihr einmal attestiert, und hier kann man hören, was damit gemeint ist.
Genug dunkle Themen, die so einer Stimme gerecht werden, gibt es auf Peel ohne Zweifel. I’m Not Here bezeichnet John Ridgard als “a real depression song; when the wheels fall off and the plans come apart at the seams”. Die Musik dazu lässt etwas Raum und wird dadurch noch eindringlicher. To The Sea thematisiert eine Reise nach Whitley Bay, laut John Ridgard “the saddest place I’ve ever been”, der durch die Orgel noch ein bisschen wahnsinniger und fiebriger erscheint.
„Why don’t you go cry me a sea so I can sail away on it”, schleudert Beck Wood ihrem fiesen Macker in Tripping Over Lust ins Gesicht, die Musik dazu zeigt, dass Coves längst nicht nur auf das Plakative aus sind. In Tongue Ties, dem großartigen Rausschmeißer, der eine umwerfende Melodie mit einzigartiger Atmosphäre paart, kommt eine Ahnung davon auf, wie die Bangles hätten klingen können, hätten sie schon Shoegaze gekannt.
“I think I’ve found myself. I can see that I’ve changed, I’m more confident”, sagt Beck Wood, und man hört dem zweiten Album von Coves an, dass damit nicht nur ihre Rolle als Sängerin gemeint ist, sondern ihr Blick aufs Leben insgesamt.