Hingehört: Deluxe – „Stachelight“

Künstler Deluxe

Cover des Albums Stachelight von Deluxe
Der Schnauzbart ist das Markenzeichen von Deluxe.
Album Stachelight
Label Chinese Man Records
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Luxus besteht in diesen Tagen längst nicht mehr darin, Dinge im Überfluss zu besitzen, sondern im Minimalismus. Beispielsweise in der Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen, das Besondere zu finden, die Exklusivität in Details zu demonstrieren.

Kaya, Kilo, Liliboy, Pépé, Pietre und Soubri wissen sicher sehr genau um die Bedeutung von Luxus. Erstens sind sie Franzosen, zweitens haben sie ihrer vor sechs Jahren gegründete Band den Namen „Deluxe“ gegeben, wörtlich also: „aus Luxus“. Für ihr am Freitag erscheinendes zweites Album Stachelight (der Titel leitet sich aus der Tatsache ab, dass alle Bandmitglieder außer Sängerin Liliboy einen Schnauzbart tragen) setzen sie trotzdem auf ein eher traditionelles Verständnis von Luxus: Es gibt hier ein Übermaß an Stilen, Sounds und Lebensfreude.

Dass die Konzerte des Sextetts ein großes Vergnügen sind, ahnt man sofort. Konsequenterweise haben Deluxe den Nachfolger ihres Debüts The Deluxe Family Show (2013) denn auch komplett live aufgenommen. Die Single Shoes gibt als Startpunkt die Richtung für Stachelight vor: heiter und positiv, mit Lust auf üppige Instrumentierung wie man das beispielsweise auch von Asteroid’s Galaxy Tour kennt. Baby That’s You wird genauso zupackend und vorwärtsdrängend.

Sollte Will Smith man wieder auf der Suche nach einem Partyhit sein, könnte man ihm getrost eine Coverversion von Right There empfehlen, auch Oh Oh hat solch eine sommerliche Leichtigkeit, wenn auch eine Prise entspannter. Ear würde wunderbar zu Morcheeba passen, bei Wait A Minute kann man sich keinen Fan von Jan Delay vorstellen, dem das nicht gefallen dürfte.

Ähnlich wie ihre Landsleute Shaka Ponk haben Deluxe zudem eine unverkennbare Freude am wilden Aufeinandertreffen der Genres. A l’heure oû erweist sich als TripHop mit französischem Rap (von IAM) in der Strophe. Tum Rakak integriert Balkan-Elemente, Tall Ground wird origineller HipHop mit Jazz-Fundament. Gemeinsam mit Nneka als Gastsängerin unternehmen Deluxe dann in Bonhomme noch einen Ausflug nach Jamaika.

Nicht alles ist umwerfend (beispielsweise Seize Your Day klingt ein bisschen sehr Schema F, aber es zeigt immerhin, wie sehr die sechs Franzosen dieses Schema lieben), aber alles mit großem Können und ansteckender Leidenschaft gespielt. Die Geheimwaffe auf Stachelight ist dabei die Stimme von Liliboy, denn sie verfügt über genau dieselben Qualitäten wie Deluxe insgesamt: Obwohl sie eine enorme Wandlungsfähigkeit demonstriert, hat sie doch einen unverkennbaren Charakter.

Im Video zu My Game stecken Deluxe ihr gar nicht so großes Revier ab.

Deluxe bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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