Künstler | Diagrams | |
Album | Black Light | |
Label | Full Time Hobby | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Kennt man die Entstehungsgeschichte von Black Light, dann überrascht vielleicht am meisten, wie gut gelaunt diese Platte ist. Sam Genders alias Diagrams war vier Jahre lang der Co-Frontmann von Tunng, bis er 2007 die Band verließ. Weder um sein Ego noch um sein Konto war es damals gut bestellt. Er fing als Lehrer an einer Grundschule an und ließ die Musik erst einmal sein.
Als er dann merkte, dass er sich in seinem neuen Metier freigestrampelt hatte, war das wie eine Befreiung – und es führte dazu, dass er auch wieder mit dem Komponieren anfing. Antelope ist der erste Song, der in dieser Phase entstand, und den Optimismus hört man dem Track deutlich an: Der Song macht großen Spaß und ist dabei hörbar schlau wie man das beispielsweise von The Rapture kennt.
Die Bande zu seiner früheren Band sind nicht komplett gekappt, dennoch ist das Album stilistisch mehr als ein Tapetenwechsel. “Black Light is a departure from Tunng’s folktronica: Genders has mostly jettisoned the folk, and retained the tronica”, hat der Guardian das zusammengefasst. Songs wie Night All Night, das mellow, luftig und leicht wird, oder dem wunderschönen Peninsula, das mit tollen Streichern eine anziehende Zurückhaltung entwickelt, hört man noch an, dass sie auch in einem Folk-Kontext denkbar wären.
Ansonsten stehen bei Diagrams aber Beats deutlich mehr im Fokus, im tropischen Animals oder im heiteren Black Light, das eine der wichtigsten Botschaften des Albums unterstreicht: Gute Laune erfordert nicht, den Kopf auszuschalten. Auch Tall Buildings hat einen beträchtlichen Punch und ist trotz der irren Gitarrenarbeit im Hintergrund erstaunlich eingängig. Appetite wird gewagt, intelligent, ungewöhnlich, vertrackt und doch tanzbar.
„Ich neige dazu, erst einmal alles zu notieren, was mir gerade einfällt. Ich schreibe wahrscheinlich auch drei- bis viermal so viel wie nötig und suche mir dann die Sachen raus, die mir am besten gefallen. Und irgendwann während dieses ganzen Schreibvorganges bekomme ich eine Idee davon, worum es in diesem oder jenen Song eigentlich geht“, umschreibt Sam Genders seine Arbeitsweise. Diese Komplexität, bei der es doch stets darum geht, ein rundes Ganzes zu erschaffen, prägt den Sound von Diagrams.
So wird der sphärisch beginnende Hidden Track später geradezu wild, so schafft es Ghost Lit am gegenüberliegenden Ende des Albums, einen Beinahe-Garage-Sound mit zuckersüßem Gesang zu versöhnen. Das vom Bass geprägte Mills verbreitet ein psychedelisches Sixities-Feeling, als wolle es sich an sein eigenes Geheimnis anschleichen.
Hot Chip oder Vampire Weekend können als Bezugspunkt für Black Light herhalten, auch Moloko, bei denen Mark Brydon, der dieses Album produziert hat, einst aktiv war. Den großartigen Effekt der Songs von Sam Genders bringt der Musikexpress so auf den schön auf den Punkt, dass man das gerne als Schlusswort aufgreifen kann: „Fast im Vorbeigehen scheint er diese Stücke mitzunehmen, die in Wahrheit das Ergebnis harter Arbeit an den Linien und Formen sind, mit denen man aus einem Lied ein nachhaltiges Stück Pop macht.“