Künstler | DIIV | |
Album | Is The Is Are | |
Label | Captured Tracks | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Wie eine Welt mit etwas weniger Gravitation, Licht und Glück wirkt die Welt von DIIV. Das galt schon beim Debütalbum der Band um Songwriter Zachary Cole Smith vor drei Jahren, und es gilt (vor allem der Teil mit „weniger Licht und Glück“) jetzt auch für das übermorgen erscheinende Is The Is Are.
Woran das liegt? Der Grund sind nicht etwa besondere physikalische Gesetze rund um die Gegend von Brooklyn, auch schwarze Magie oder Special Effects sind nicht im Spiel. Sondern: Drogen. Immer wieder singt Smith auf dieser Platte davon. Dass er nach Oshin tatsächlich ein zweites Album hinbekommen und es sogar geschafft hat, sich mittlerweile 31 Jahre lang nicht ultimativ zu vergiften, scheint ihn selbst am meisten zu wundern.
Drogen prägen dabei nicht nur den Sound von Is The Is Are, sondern spielten auch eine wichtige Rolle im Entstehungsprozess. „I was getting fucked up all the time“, sagt Smith über seine Erinnerungen an das Jahr nach dem Erscheinen von Oshin. Eine erste Aufnahmesession mit Chet „JR“ White als Produzent scheiterte. Smith wurde wegen Besitz von Heroin und Ecstasy verhaftet und musste sich auf polizeiliche Anordnung in den Entzug begeben. Schlagzeuger Colby Hewitt wurde wegen noch größerer Drogenprobleme sogar aus der Band geworfen (dafür darf in Blue Boredom diesmal Smiths Freundin Sky Ferreira mitsingen).
Nun gibt es viele Treble-Gitarren à la The Smiths bei DIIV, viele Bass-Effekte à la New Order und nach wie vor die große Kunst der Wiederholung à la Krautrock. Under The Sun verbreitet eine schöne The-Cure-Atmosphäre, Healthy Moon ist wunderbar verträumt, Dust klingt wie BRMC als Nichtraucher, der Schlusspunkt Out Of Breath ist auf reizvolle Weise selbstvergessen.
Bent (Roi’s Song) ist exemplarisch: Das Tempo setzt auf angezogene Handbremse, der Gesang auf höfliche Zurückhaltung. Dennoch ist es eindeutig nicht Faulheit oder Unvermögen, was diesem Song zum Feuerwerk fehlt. DIIV lieben es, mit dem dosierten Einsatz von Kräften zu arbeiten. Und ganz eindeutig gibt es trotz der düsteren Grundstimmung auf Is The Is Are auch Hoffnung, Glaube und Romantik.
Der Opener Out Of Mind lässt bereits ein bisschen Heiterkeit erkennen. Dopamine klingt wie The Drums, wenn sie den Sommer nie hätten erleben, sondern immer nur herbeiträumen dürfen. „You are the sun and I was your cloud”, singt Smith passend dazu. Wenn er in Valentine einen Schwur wie “I’d be a better animal in every other little way” ablegt, kann man leicht überhören, wie tanzbar das ist.
Im typischen, beinahe instrumentalen und fast ausschließlich auf Atmosphäre setzenden Take Your Time scheint er dann sogar einen Rat an sich selbst auszusprechen, von dem man nur hoffen kann, er möge ihn beherzigen: „Take your time / hear ’em out / It works if you work it out / To clean out your mind / and take your time.”