Künstler | Duke Garwood | |
Album | Heavy Love | |
Label | Heavenly | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Lassen wir zuerst Mark Lanegan zu Wort kommen. Denn er kennt Duke Garwood so gut wie vielleicht niemand sonst im Musikgeschäft. Sie waren gemeinsam auf Tour, 2013 haben sie dann zusammen das Album Black Pudding aufgenommen. Und dieser Mark Lanegan ist nichts anderes als ein Mega-Fan. “The entire record listening public should know Duke Garwood’s music. The fact most don’t is a fucking travesty. He’s a mystic, a musical genius and Heavy Love is a total mind-blowing masterpiece. Get with it people!”, lautet sein Aufruf.
Er ist bei weitem nicht der einzige Kollege, der Loblieder auf den 1969 geborenen Engländer singt. The Orb und das Archie Bronson Outfit haben schon seine Dienste in Anspruch genommen. Kurt Vile verehrt ihn als “an old soul and a saint”, für Seasick Steve ist er “the most soul-acious soul man I know”, Josh Homme hat ihm für die Aufnahmen zu diesem Album sein Studio zur Verfügung gestellt. „His guitar playing and singing remind me of an unrequited and lusty relative of JJ Cale”, sagt Greg Dulli (Afghan Whigs) über seine ersten Eindrücke der Platte, Jehnny Beth von Savages (mit denen er auch schon musiziert hat) preist seine Stimme als “thin and full, like a Chet Baker turned into a midnight wolf.“
Jehnny Beth ist auf Heavy Love auch selbst vertreten. Sie singt im Titelsong gut versteckt im Hintergrund, während die Stimme von Duke Garwood fast geflüstert ist und die Gitarre nichts als Unheil heraufbeschwört. Für die Stimmung auf seinem fünften Album ist der Song durchaus repräsentativ: In diesen Liedern steckt fast immer eine Prise Bitterkeit, sie stehen stets mit einem Bein im Jenseits, das Tempo ist gemächlich, das Instrumentarium verbreitet Südstaaten-Flair. Im Prinzip klingt Heavy Love, als hätten die Musiker, mit denen Bob Dylan damals Time Out Of Mind gemacht hat, einfach immer weiter gespielt, nachdem die Aufnahmegeräte längst ausgeschaltet waren.
In Snake Man kriecht eine gedämpfte Trompete aus dem Sumpf empor, ebenso wie eine Mundharmonika, in der noch ein bisschen Schlamm steckt. Der Hawaiian Death Song ist als Rausschmeißer schwebend, wie in einem ganz eigenen Aggregatzustand. Sweet Wine ist noch ein bisschen reduzierter als die übrigen Stücke, bleibt akustisch und verträumt.
Neben dieser unnachahmlichen Atmosphäre und viel Blues-Kolorit sind es die Texte von Duke Garwood, die Heavy Love so faszinierend machen. Immer wieder findet er tolle Bilder wie das von der „Happy Hour in hell“ (aus Suppertime In Hell) oder der Erkenntnis „My love and me, we’re bound by sin“ (aus dem wundervoll in sich selbst versunkenen Burning Seas). “We catch fire in the pouring rain”, heißt es im bedrohlich brodelnden Auftakt Sometimes, und wenn er im durchaus sinnlichen Disco Lights dann “I take one look and I smell sweet trouble” singt, dann sollte man das unbedingt glauben. In Roses muss man an Leonard Cohen denken – nicht nur, weil das Wort “Avalanche” im Text vorkommt.
Ein Pluspunkt von Heavy Love ist auch die reife Souveränität, die aus diesen Liedern spricht. Die Welteroberung, die Mark Lanegan ihm so sehr gönnen würde, hat Duke Garwood längst abgehakt, und er trauert der Chance darauf nicht einmal nach. “When I was young and pretty, I could’ve become a star”, meint er. “Luckily, I didn’t have any inkling to. I didn’t know what I was doing; I wanted to play music the way I wanted it to be played. That probably saved my life.”
Die Gitarre ist auch im Video zu Heavy Love der Hauptdarsteller.
https://www.youtube.com/watch?v=EzlfaLU1qiI