Künstler | Dum Dum Girls |
EP | End Of Daze |
Label | Sub Pop |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung |
In diesem Monat soll das dritte Album der Dum Dum Girls erscheinen. Nimmt man End Of Daze als Anhaltspunkt, die im September 2012 als Zwischenschritt erschienene EP, dann darf man eine sehr exzellente Platte erwarten. Und eine, auf der die Dämonen der Vergangenheit keine große Rolle mehr spielen.
Denn was Frontfrau Dee Dee Penny hier betreibt, darf man durchaus als so etwas wie Teufelsaustreibung betrachten. Das meint nicht nur die Musik, die immer wieder etwas Schamanisch-Beschwörerisches oder Hexenhaftes hat wie der bittersüße Opener Mine Tonight („I’ve dreamed a death/ It’s mine tonight“, singt Dee Dee darin). Es meint, das deutet diese Zeile bereits an, auch die Texte. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2010 verarbeitet Dee Dee hier noch immer diesen Verlust, aber sie ist entschlossen, darüber hinwegzukommen. „End Of Daze had for me signaled exactly that; an end to a part of my life that was confused, difficult, disastrous, and at times, redemptive”, sagt die Sängerin mittlerweile über diese EP. “It was a marked comment to myself, for future reference, that what will be, will be, and that there is always exciting work to be done ahead.”
Aufregend sind freilich auch schon die fünf Stücke, die das Quartett aus Los Angeles hier abliefert. Die Single Lord Knows setzt einen betörenden Refrain auf einen trägen Beat und baut zudem noch ein cleveres Zitat der markanten Gitarrenakkorde von Crimson And Clover ein. I Got Nothing lässt die Prägung durch Garagenrock am deutlichsten erkennen, hat ein Marsch-Schlagzeug zu bieten, wird rauschhaft und unbedingt.
Mit Trees And Flowers gelingt den Dum Dum Girls zudem eine klasse Coverversion des Originals der Schotten von Strawberry Switchblade. “I hate the trees and I hate the flowers / and I hate the buildings / the way they tower over me”, heißt eine markante Zeile, und Dee Dee singt das meisterhaft vor einem Hintergrund, der kaum zu definieren ist. Dass ihre Stimme dabei oft wie die von Belinda Carlisle klingt, ist kein Zufall: End Of Daze wurde 2011 und 2012 aufgenommen mit Sune Rose Wagner von den Raveonettes und dem langjährigem Dum-Dum-Girls-Produzenten Richard Gottehrer – und der hat in seiner Karriere einst auch die Go-Gos betreut, bei denen Belinda Carlisle gesungen hat.
Immer wieder schafft es die Band, zugleich reduziert und bombastisch zu klingen. Ein klarer Pluspunkt ist zudem die Beschränkung auf nur fünf Songs: Durch das EP-Format bekommt End Of Daze eine enorme Intensität und Klarheit, die durch nichts verwässert wird. Am Ende gibt es Season In Hell, mit etwas mehr Tempo und deutlich mehr Punch als die anderen Stücke, und mit mehr als einer Ahnung von Optimismus. “Doesn’t the dawn look divine?“, fragt Dee Dee Penny in einer Zeile des Refrains. Nach dieser EP muss man mit Blick auf das nächste Album der Dum Dum Girls sagen: ganz gewiss.