Künstler*in | Ellie Goulding | |
Album | Halcyon Days | |
Label | Universal | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Die Bühnen-Performance von Ellie Goulding besteht aus genau drei Zutaten: singen, grinsen und hüpfen. Gegen Singen ist nicht viel einzuwenden, schließlich ist die 26-jährige Engländerin damit bisher sehr gut gefahren. Mehr als 10 Millionen verkaufte Singles, ein Brit-Award, Auftritte im Weißen Haus und bei der Hochzeit von William & Kate und ein Nummer-1-Album, das sich allein in den USA über drei Millionen Mal verkaufte, stehen nach vier Karrierejahren für sie zu Buche.
Jetzt legt sie ihr zweites Album Halcyon (übersetzt: „friedvoll“) noch einmal neu auf, ergänzt um sieben neue Titel und unter dem Namen Halcyon Days. Spätestens mit dieser Neu-Edition beweist Ellie Goulding: Auch Grinsen und Hüpfen sind uneingeschränkt zu begrüßende Aktivitäten. Schon das Originalalbum war ein Volltreffer, die neuen Tracks sind (bis auf das etwas durchschnittliche Under Control) durchweg ein Gewinn. Halcyon Days ist ein famoser Spaß, als Soundtrack sowohl fürs Grinsen als auch fürs Hüpfen bestens geeignet.
Das erste der neuen Lieder ist die Single Burn, ein schön verspielter Track mit Monster-Refrain, mitgeschrieben von Ryan Tedder (OneRepublic) und produziert von Greg Kurstin (Lily Allen, Pink). „We got the fire and we’re gonna let it burn“, singt Ellie Goulding – jedes Wort davon klingt einhundert Prozent glaubwürdig. Das folgende Goodness Gracious ist sehr schön und sehr clever, ebenso geheimnisvoll wie ansteckend. Das Break wartet mit ein paar Tribal-Zitaten auf, der Refrain wird betörend.
You My Everything hat einen guten Punch und wird ebenso mitreißend, Stay Awake ist ein weiterer unwiderstehlicher Popsong, der scheinbar nur aus Beat und Euphorie besteht. In der Ballade Hearts Without Chains kann ihre Stimme glänzen. Flashlight geht noch ein bisschen mehr in Richtung Club als der Rest, samt der Aufforderung: „Get out of my way / cause I can’t move.“
Das überrascht vielleicht, wenn man bedenkt, dass die musikalischen Wurzeln von Ellie Goulding im Folk liegen. Trotzdem habe sie schon „immer eine besondere Schwäche für elektronische Musik gehabt“, erzählt sie, „und ich hab nun mal das Glück, dass ein paar der größten DJs der Welt zu meinen Freunden zählen. Ich bin in so einem E-Mailverteiler mit vielen von ihnen, da schicken sie andauernd neue Ideen rum, und manchmal höre ich mir das dann an und denke nur, was für ein Glück ich eigentlich habe, daran teilhaben zu dürfen. Ich finde diesen Zusammenhalt untereinander einfach fantastisch.“
Zu den Mitstreitern auf Halcyon Days gehören neben den bereits genannten unter anderem Eg White (Adele, Joss Stone) und Mike Scott (Ex-Waterboys). Stay Awake entstand gemeinsam mit Madeon, Flashlight als Kooperation mit DJ Fresh. Trotz dieser vielen Beteiligten bleiben auch die neuen Stücke unverwechselbar Ellie-Goulding-Tracks, jedem der Songs drückt die 26-Jährige ihren Stempel auf.
„Die wichtigste Veränderung ist wohl, dass ich inzwischen nicht mehr das Gefühl habe, mich andauernd für das rechtfertigen zu müssen, was ich da als Musikerin mache“, sagt Ellie Goulding passend dazu, wenn sie ihr heutiges Ich mit den Anfängen ihrer Karriere vergleicht. „Inzwischen weiß ich, dass ich ruhig an mich und meine Musik glauben und dahinter stehen kann.“
Den eindrucksvollsten Beweis dafür gibt es ganz am Ende von Halcyon Days mit der Klavierballade How Long Will I Love You. Das Lied, das eher an Carole King denken lässt als an meinetwegen Duffy, zeigt: Ellie Goulding ist viel mehr als ein Dancepop-Häschen mit guter Stimme (das Singen!), hübschem Gesicht (das Grinsen!) und strammen Waden (das Hüpfen!). Sie ist vielmehr eine talentierte Songwriterin und vor allem eine ganz besondere Sängerin, die Partyhymnen ebenso beherrscht wie Eleganz und Schwermut. Album Nummer 3 kann kommen, lieber heute als morgen.
Hatte ich schon die Stimme erwähnt? Ellie Goulding singt Burn live für die BBC:
httpv://www.youtube.com/watch?v=MpHrkbma3ng