Künstler | Emily Barker & The Red Clay Halo | |
Album | Despite The Snow | |
Label | Believe | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Gleich zweimal ist Nostalgia auf dieser Wiederveröffentlichung vertreten. Das Lied hat in beiden Versionen einen schönen, schwermütigen Refrain, profitiert von Emily Barkers leicht herber Stimme und gibt mit Akkordeon, Gitarrenpicking und Streichern einen guten Einblick in die Klangwelt von Despite The Snow. Der entscheidende Hinweis für die Tatsache, dass diese Platte – ursprünglich 2008 als zweites Album der Australierin erschienen – erneut herauskommt, gibt die zweite Variante des Stücks, kurz vor dem Ende von Despite The Snow platziert: „Wallander Version“ steht da in Klammern dahinter.
Das Lied wurde zur Titelmelodie der Fernsehserie nach den Romanen von Henning Mankell. Für Emily Barker und ihre rein weibliche Begleitband, bestehend aus Anna Jenkins (Geige, Viola), Jo Silverston (Cello, Banjo, Bass) und Gill Sandell (Akkordeon, Klavier, Flöte, Gitarre) war das ein unverhoffter Karriereschub. Wie wenig er von ihnen erwartet wurde, zeigt vor allem die ursprüngliche Atmosphäre von Despite The Snow, das live in einer uralten Scheune in Norfolk aufgenommen wurde. Q lobte das Album für seine „carefree simplicity“, andere Kritiker zogen Vergleiche mit Laura Veirs, Natalie Merchant oder Richard und Linda Thompson.
Herzblut und Authentizität erweisen sich in der Tat als die zentralen Stärken von Emily Barker & The Red Clay Halo, im getragenen Sideline ebenso wie im dramatischen Disappear, das ebenfalls in zwei Versionen vertreten ist. Bright Phoebus klingt uralt (und ist es auch, denn das Original stammt aus dem Jahr 1972 von Lal und Mike Waterson), ohne aber deshalb etwas von seiner Anziehungskraft verloren zu haben. Am Beginn von Storm In A Teacup gibt der Kontrabass noch den Ton an, dann entfaltet sich eine erstaunliche Leichtigkeit.
Mit solch reduzierten Mitteln – und wohlgemerkt komplett ohne Schlagzeug – Spannung und Dynamik in ein Album zu bekommen, ist keine leichte Aufgabe, aber Emily Barker baut immer wieder kleine Details in ihre Songs ein, die den sehr einheitlichen Sound anreichern. In All Love Knows (wahrscheinlich das perfekte Lied für alle, die den Corrs nachtrauern) ist es eine Mundharmonika, in Bloated, Blustered, Aching Heart steht das Klavier im Mittelpunkt. Im instrumentalen If It’s All Night Long darf sich die Geige austoben, im Titelsong Despite The Snow lässt sich das Quartett viel Raum und sorgt so für eine beinahe gespenstische Atmosphäre. Das pittoreske The Greenway setzt nur auf akustische Gitarre und Gesang.
Insgesamt fühlt sich die Platte trotzdem zu lang (zumal mit zwei Bonustracks) und vor allem zu konventionell an. Oh Journey ist ein gutes Beispiel dafür: Für sich genommen ist das Lied schick und einnehmend, aber man braucht nicht gleich 14 Doppelgänger davon, die das Album letztlich versammelt. Auch Breath passt in diese Kategorie: Man kann das schön finden – oder eben langweilig. Die Wallander-Connection erweist sich somit als durchaus treffend: Emily Barker liefert hier Country für Wein- statt Whiskytrinker.