Künstler | Emma6 |
Album | Passen |
Label | Universal |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
Passen ist das zweite Album von Emma6. In diesem banalen Satz steckt die größte Überraschung dieser Platte. Denn was die Brüder Henrik und Peter Trevisan gemeinsam mit Bandkollege Dominik Republik und unter der Regie von Produzent Mark Tavassol (dereinst Gitarrist bei Wir sind Helden) da zustande gebracht haben, klingt derart gelassen und selbstsicher, als sei es der fünfte oder sechste Longplayer des Trios.
Mehr als ein Jahr haben sich Emma6 in Hamburg einquartiert und an den Stücken gearbeitet, und diese Akribie hat sich ausgezahlt. Ein Traum deutet schon am Beginn von Passen die Stärken der Platte an: Die Produktion ist klasse, die Drums sind forsch, es ist schöne Popmusik, die aber niemals in Gefallsucht verfällt.
Eine weitere Stärke sind die sehr schönen Bilder, die die Kölner für ihre Texte finden wie in Wärst du die Welt, das zugleich die typischen Themen von Passen aufzeigt: Allein- und Verlassensein, Vermissen und Schmollen sind hier die üblichen Gemütslagen. „Was sagst du dazu, jetzt einfach aufzuhören / weil wir uns mehr und mehr zerstören“, sind die ersten Zeilen im Titelsong, und daraus entwickelt sich ein schönes Lied über die Erkenntnis, dass Schlussmachen manchmal mehr Mut und Kraft erfordert als das Kämpfen ums Weitermachen.
Das akustische Fast besingt das kleine Bisschen, den letzten Rest, die entscheidende Kleinigkeit, die manchmal fehlt zum echten Glück, in Köln – Wien beweisen Emma6 nach zwei ruhigen Minuten, dass sie auch nichts gegen einen gelegentlichen Coldplay-Moment haben, der Rausschmeißer Drehen uns im Kreis ist zunächst elektronisch, dann energisch, feurig und wunderbar entschlossen.
Mit dem überambitionierten Ab und zu und dem zackigen Ich hab die Band zuerst gekannt (Kraftklub, bevor sie gut waren und sich laute Verstärker leisten konnten) gibt es allerdings auch zwei Ausrutscher. Und noch eine seltsame Eigenschaft hat Passen: Vieles klingt gebremst bis unscheinbar. Peter Trevisan singt mitunter, als habe er kürzlich etwas ganz, ganz Schreckliches erlebt und habe sich noch nicht so richtig davon erholt. Das hat zur Folge, dass etliche der Tracks die letzten Stufen, die es in Richtung „Hit“ zu beschreiten gilt, lieber nicht erklimmen.
Die trotzige Single Wie es nie war beispielsweise deutet Disco-Tauglichkeit an, zieht diesen Ansatz dann aber doch nicht durch. Die Tage, die gibt Gas, wird kompakt und packend, hat aber einen Refrain, der beinahe schüchtern bleibt. Auf seine Art ist auf seltsame Weise zugleich besonders und nichtssagend. Das ist noch so eine Eigenschaft, die sich normalerweise erst auf dem fünften oder sechsten Album breit macht. Vielleicht ist das aber auch kein Wunder: Emma6 sind zwar erst bei ihrer zweiten Platte, aber schließlich schon im achten Jahr ihres Bestehens.
Schöne Bilder – das gilt auch für das Video zu Wie es nie war.
httpv://www.youtube.com/watch?v=F0T0yYYx7MU
Im September gibt es reichlich Emma6 live zu sehen:
11.9. KREFELD – Kulturfabrik
12.9. DORTMUND – FZW
13.9. MÜNSTER – Sputnik Cafe
14.9. KAISERSLAUTERN – Kammgarn
16.9. FRANKFURT – Nachtleben
17.9. STUTTGART – Universum
18.9. MÜNCHEN – Backstage Club
19.9. LEIPZIG – Moritzbastei
20.9. ERFURT – Museumskeller
21.9. DRESDEN – Beatpol
23.9. BERLIN – Comet
24.9. HAMBURG – Knust
27.9. HANNOVER – Lux
28.9. BREMEN – Lagerhaus
1.10. KÖLN – Stadtgarten