Hingehört: Example – „Kids Again“

Die Remixes von "Kids Again" überschreiten manchmal die Grenze zur Penetranz.
Die Remixes von „Kids Again“ überschreiten manchmal die Grenze zur Penetranz.
Künstler Example
EP Kids Again (Remixes)
Label Sony
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Im Video zu Kids Again tanzen ein paar Fans von Example. Mit bunten Luftballons im Freien, bei einer Tortenschlacht, mit Wasserbomben, am Pool in Miami. Das Ganze mündet in eine geglückte Flucht vor der Polizei. Das sagt eigentlich schon alles aus über Atmosphäre und Zielrichtung dieses Tracks.

Der 32-Jährige feiert die Unbeschwertheit der Teenager-Jahre und die Möglichkeit, auch als Erwachsener noch einmal in das Gefühl zurückzukehren, die ganze Welt stünde einem offen. „We’ll see wherever we want to see / Run away from home, they’ll never reach us”, heißt eine zentrale Zeile. Die Musik dazu evoziert maximale Euphorie: Der Refrain hat mächtig Bumms und könnte auch David Guetta sein, in der Strophe holt Example die tiefe Stimme raus, die er auch auf aktuellem Album Live Life Living so effektvoll einzusetzen weiß und die in all den Sonnenschein des Lieds tatsächlich so etwas wie düstere Wolken bringt.

Diese EP mit einer Extended Version von Kids Again und fünf Remixes zeigt allerdings auch, dass der Grat zwischen eingängig und penetrant mitunter ein schmaler sein kann. Der Song, als zweite Single des aktuellen Albums ausgekoppelt, ist im UK nur bis auf Platz 13 der Charts gekommen, ein eher enttäuschendes Abschneiden, wenn man bedenkt, dass Example zuletzt eher #1- oder #2-Hits gewohnt war. Das könnte durchaus auch daran liegen, dass Kids Again auf Dauer einen nicht zu leugnenden Nervfaktor hat. Der Refrain ist natürlich catchy, aber allein die Tatsache, dass er nur aus fünf Wörtern besteht, macht ihn leicht auch anstrengend.

Das ist der hervorstechendste Effekt der Kids Again EP. Natürlich dürften die sechs Variationen für Example-Fans dennoch interessant sein. Gleich zweimal darf Critikal ran, sein Ibiza Sunset Remix verlegt den Song erwartungsgemäß etwas mehr an den Strand, der Miami Sunrise Remix ist hingegen eher clubtauglicher Techno. Mit einer Spielzeit von 5:10 Minuten ist es der längste aller hier enthaltenen Remixes, aber dank langer instrumentaler Passagen ist der Nervfaktor dennoch gering.

Der MOTi Remix kommt erst in der letzten Minute so richtig in Fahrt und entwickelt auch dann erst eigenen Charakter. Im Dimension Remix wird am Beginn ein Hintergrund eingefügt, der ein bisschen nach Africa von Toto klingt, auch später spielt diese Version gerne mit 80s-Elementen und setzt auf ein insgesamt höheres Tempo. Am besten gefällt der Zed Bias Remix. Der Garage-Produzent ersetzt den Bass durch tiefe Klaviertöne und beweist auch danach am meisten Kreativität. Dass auch hier der Refrain, den man in zuvor schon 25 Minuten Spielzeit wahrlich oft genug gehört hat, erneut vier Mal komplett und noch unzählige Male in Bruchstücken auftaucht, merkt man fast gar nicht. Er klingt einfach wieder so, wie er klingen soll: wie der zentrale Baustein in einem munteren Hit.

Kein Remix, aber eine spannende Coverversion: Kids Again als Kammerpop.

httpv://www.youtube.com/watch?v=Pnka-ICr59o

Homepage von Example.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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