Künstler | Fatherson | |
Album | Open Book | |
Label | Easy Life Records | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Man sollte als Freund der Gitarrenmusik wahrscheinlich froh sein über eine Band wie Fatherson. Das Trio aus Glasgow hat vor zwei Jahren sein Debüt I Am An Island auf seinem eigenen Label veröffentlicht, danach waren Ross Leighton (Gitarre/Gesang), Marc Strain (Bass) und Greg Walkinshaw (Drums) unermüdlich auf Tour.
Das sieht nach klassischer Rock’N’Roll-Maloche aus, nach der guten alten Do It Yourself-Methode. Der Einsatz hat für Fatherson auch schon erste Erfolge gezeitigt: Im April standen sie als Vorgruppe für Biffy Clyro beim 1Live-Radiokonzert in Münster auf der Bühne, die Vorab-Single Always wurde von BBC Radio 1 zum Track of the Week gekürt, zum Release-Konzert ihres zweiten Albums kamen 1000 Fans nach London.
Doch das gerade erschienene Open Book ist musikalisch nicht ganz so erfreulich. Es zeigt vielmehr, was mit Fatherson (und mancher würde meinen: einem großen Teil der aktuellen Rockmusik insgesamt) nicht stimmt: Sie haben das richtige Ethos, aber sehr wenig Esprit.
Der Titelsong ist pseudo-dramatisch. Der Auftakt Just Past The Point Of Breaking scheint nach einer bisher unbekannten Schnittmenge aus Aerosmith und Snow Patrol zu suchen. Younger Days will intensiv sein, wird aber einschläfernd. Wondrous Heart klingt wie Coldplay in der Hängematte.
In Sleeping Over kann man eine Emo-Vergangenheit von Fatherson heraushören. In Joanna denkt man erst, das könnte was werden, weil die limitierte Stimme von Ross Leighton vielleicht zu Balladen besser passt als zu Rockern, aber dann merkt man, dass man es mit purem Kitsch zu tun hat. Chasing Ghosts lässt erahnen, wie ihre Landsleute von Biffy Clyro klängen, wenn sie Softies wären. Forest ist schon wieder so eine Powerballade ohne echte Power: Leighton legt sich am Mikro zwar mächtig ins Zeug, der Sound bleibt trotzdem seltsam gesittet.
Handwerk und Theatralik prägen dieses Album. Es gibt durchaus ein paar gute Teile, aber keinen einzigen umwerfenden Song. Die Strophe der Single Lost Little Boys beispielsweise ist richtig gut, der Refrain muss sich aber mit “Ohoho” behelfe, um wenigstens etwas Größe zu simulieren. Kids wirkt mit seinen vielen vertrauten Elementen wie ein Song aus dem Baukasten, wird aber trotzdem das beste Lied der Platte.
Nichts auf Open Book ist abstoßend schlecht, aber in Summe der zwölf Tracks sind Fatherson erschreckend unbesonders.