Hingehört: Fazerdaze – „Morningside“

Künstler Fazerdaze

Morningside Fazerdaze Kritik Rezension
Verträumt und entschlossen – auf „Morningside“ lässt sich das gut kombinieren.
Album Morningside
Label Groenland
Erscheinungsjahr 2017
Bewertung

Take It Slow heißt das sechste Lied auf diesem extrem schönen Debütalbum. Es ist typisch für die Musik von Amelia Murray alias Fazerdaze. Denn die Songs der Neuseeländerin strahlen auf Morningside praktisch durchweg eine Gelassenheit aus, die fast spektakulär zu nennen ist.

Der Pressetext zum Album behauptet durchaus zutreffend, ihr Sound verbinde die Tugenden des klassischen Sixties-Pop (gut erkennbar in Half-Figured, das vage an die Girlgroups dieser Zeit denken lässt) mit der Ästhetik von Shoegaze (da muss an erster Stelle die an Saint Etienne erinnernde Ballade Jennifer genannt werden) und eher schroffen Elementen bis hin zu Punk (die man etwa in der Attitüde des Openers Last To Sleep heraushören kann).

Doch Morningside lebt nicht nur von der Kombination dieser Einflüsse, sondern vor allem von etlichen Konstellationen, in denen sie Widersprüche, Reibung und Überraschung erzeugen dürfen. In einigen Tracks kann man Elektro-Experimentierfreude ausmachen, etwa im ebenso behutsamen wie fantasievollen Album-Schlusspunkt Bedroom Talks. Anderswo hat sich eine hübsche Orgel hineingeschummelt wie in Shoulders, das nicht nur famos entspannt und souverän klingt, sondern auch die schönste Zeile der Platte bereithält: . „I’m trying not to try so hard for you.“

Dass Songs sowohl komplex als auch sofort betörend sein können, weist Amelia Murray hier gleich mehrfach nach. In Friends bleibt alles ein wenig gedrosselt, trotzdem lodert da eine unverkennbare Leidenschaft, nicht zuletzt in der Pixies-Sologitarre. Misread vereint Kraft und Melancholie und sollte niemals in einem anderen Setting gespielt werden als während eines Sonnenuntergangs bei einem Rockfestival. Das Lucky Girl will unbedingt optimistisch sein, kann aber einen Hauch von Zweifel nicht ablegen.

Auch die Vorab-Single Little Uneasy zeigt die Stärke der Songs von Fazerdaze, die von ihrer warmen Stimme noch unterstrichen wird: Diese Musik ist sphärisch und zugleich geerdet, sie scheint einem Traum zu entspringen, verströmt aber dennoch eine große Entschlossenheit.

Obst, Würfel und Strand sind die Zutaten für ein Lucky Girl, glaubt man dem Video.

Im September kann man Fazerdaze live erleben:

21.09.2017   Berlin – Musik & Frieden
22.09.2017   Hamburg – Reeperbahn Festival
26.09.2017   Heidelberg – Karlstorbahnhof***
28.09.2017   Frankfurt – Zoom***
29.09.2017   Dortmund – Way Back When Festival

Fazerdaze bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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