Künstler | Findlay | |
EP | Electric Bones | |
Label | Island | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Das ist wohl die Gnade der späten Geburt: Als Natalie Rose Findlay, Jahrgang 1991, ihre Tage als Teenager in Stockport verbrachte, liefen im Radio reihenweise Lieder von selbstbewussten, frechen Frauen, die schöne Popsongs machten, ohne deshalb so zu tun, als würden sie nur aus Brüsten bestehen. Für Findlay, die nun mit Electric Bones ihre erste EP vorlegt, waren das entscheidende Einflüsse: „Es war die Zeit, in der Lily Allen, Kate Nash und ein paar andere Frauen das getan haben – und ich dachte, ich müsste noch etwas anderes hinzufügen“, sagt sie.
Was das ist? Eine freche Zunge (die gerne auch mal in Sprechgesang verfällt), eine Affinität zum Blues (sie war unter anderem mit Jake Bugg auf Tour) und ein sehr gutes Händchen für kraftvollen, geerdeten und dabei trotzdem eleganten Pop, wie gleich zum Auftakt der Titelsong der EP beweist: Electric Bones könnte man sich auch gut von Asteroid’s Galaxy Tour vorstellen. „I’m just a girl with a microphone“, singt Findlay darin – das kann man nur für eine schamlose Untertreibung halten, schon bevor man die Oben-ohne-Fotos auf dem Cover gesehen hat.
Spätestens mit dem folgenden Greasy Love bestätigt sich das. Mit schwerem Klavier beschwört der Song eine fast martialische Bedrohlichkeit herauf, die auch Florence gefallen könnte. Das umwerfende Off & On (das bereits in einer BMW-Werbung eingesetzt wurde) bringt ihre Blues-Wurzeln am deutlichsten zum Vorschein: Das Lied hat einen Drive, den in seiner ganzen urtümlichen Wucht auch die White Stripes nicht besser hinbekommen hätten. Ähnlich unwiderstehlich wird Gin On The Jukebox. Textlich und musikalisch ist das Lied als Reminiszenz an den Rock´N´Roll der 1950er Jahre gedacht, und es vereint Hedonismus, Cleverness und Punch so gekonnt wie man das beispielsweise bei The Sounds so liebt.
Junk Food, der vierte von fünf Tracks, ist der einzige Schwachpunkt auf der Electric Bones-EP. In Zeiten von Shazam mit einer Melodie einzusteigen, die dermaßen verdächtig bekannt klingt, ist durchaus mutig. Auch danach fehlt die Kreativität, die Findlay, die übrigens von Liam Fray (Courteeners) entdeckt wurde, sonst auszeichnet. Stattdessen gibt es zu viel Augenmerkt auf Coolness und Effekt.
Trotzdem gibt Findlay mit der Electric Bones-EP eine ziemlich spektakuläre Visitenkarte ab, die nur ein Fazit zulässt: Bitte schnell mehr davon!