Resurgam Fink Kritik Rezension

Fink – „Resurgam“

Künstler*in Fink

Resurgam Fink Kritik Rezension
Von einem Gemälde wurde Fink zu „Resurgam“ inspiriert.
Album Resurgam
Label R’Coup’D
Erscheinungsjahr 2017
Bewertung

„Ich werde auferstehen“, heißt der Titel des neuen Albums von Fink übersetzt aus dem Lateinischen. Es ist nicht so, dass der Mann, der bürgerlich Fin Greenall heißt, aus Cornwall stammt und mittlerweile in Berlin lebt, unlängst für tot gehalten wurde. Zu umtriebig ist Fink als Solist, mit seiner Band bestehend aus Tim Thornton (Schlagzeug und Gitarre) und Guy Whittaker (Bass), aber auch in diversen Nebenprojekten. Die Entscheidung für Resurgam als Albumtitel hat einen anderen Hintergrund: Ein Gemälde in einer Kirche seiner Heimatregion heißt so; und nicht so sehr das religiöse Thema des Bilds sprach ihn an, sondern eher die Farbe und Stimmung, in der er große Nähe zu seiner Musik entdeckt hat. Diese Farbe ist mutmaßlich braun, die Stimmung herbstlich.

Vergänglichkeit und Wiederkehr sind wichtige Themen auf dieser Platte, etwa in Not Everything Was Better In The Past. Hier scheint der Tod schon im Raum zu sein, wenn Fink von „the rest of my days“ singt, trotz eines kalendarischen Alters von erst 45 Jahren. „I will rise up / I will rise again“, heißt die Kernaussage von Resurgam gleich zum Auftakt des Albums. Das klingt erst wie eine vage Überzeugung, dann wie eine Drohung an jeden, der es wagen sollte, sich ihm in den Weg zu stellen. Weil es so reduziert und stoisch ist, wirkt das Lied so martialisch, letztlich ist es eine mehr als achteinhalbminütige Selbstbeschwörung. „Meine Erfahrung mit der Blues-Platte erlaubte es mir, als Sänger, Musiker und Produzent alles neu auszuprobieren. (…) Die Tracks haben eine lange Reise hinter sich, folglich wohnt ihnen ein Selbstvertrauen inne, das wir eine ganze Weile aufgebaut haben. Das Konzept von ‚Ich werde wiederauferstehen, ich werde zurückkommen‘ hat super in die Stimmung des Albums gepasst“, bestätigt Fink dann doch auch einen inhaltlichen Zusammenhang mit dem titelgebenden Gemälde.

Aufgenommen wurde Resurgam in London mit Produzent Flood (U2, Warpaint, The Killers), der so etwas wie einen zusätzlichem Motivationsschub für die Musiker brachte. „Als feststand, dass Flood den Mix machen würde, gewannen wir neuen Antrieb, unser Ding durchzuziehen. Klanglich ist es der reine Wahnsinn, was er macht“, sagt Fink. Seine deutlichsten Spuren hat der Produzent wohl in The Determined Cut mit seinem packenden Beat hinterlassen. Auch Godhead hört man seinen Einfluss an, das schon längst funky ist, bevor die Percussions und schließlich das Schlagzeug einsetzen, ebenso wie Day 22 mit seinem schweren Rhythmus und den gegen Ende ziemlich extremen Effekten.

In Covering Your Tracks scheint eine geheimnisvolle, mystische Kraft zu schlummern, es ist einer der Songs, die erklären, warum die Musik von Fink so gerne in in Filmen eingesetzt wird, zuletzt etwa in Rudderless, 12 Years A Slave und Selma. Noch ein Effekt wird auf Resurgam sehr deutlich, nämlich die mittlerweile ausgiebige Konzert-Erfahrung des Trios. „Ich denke, dass bei allen Bands, die schon etwas länger zusammen unterwegs sind, sich irgendwann eine Art Telepathie einstellt – von der wir auf der Bühne ganz bestimmt Gebrauch machen“, hat Fink erkannt. Ein Lied wie die Single Cracks Appear zeigt mit seiner sinnlichen und verschwörerischen Atmosphäre, welche Wirkung das haben kann. Auch This Isn’t A Mistake lässt diese Telepathie erahnen: Die Gitarre spielt keine Akkorde, sondern nur einzelne Töne, als würden gerade zufällig genau jene Saiten einen Ton erzeugen, die von einem etwas stärkeren Wind in Bewegung versetzt wurden, auch der Rest ist luftig und jazzig.

Das Album geht nach Ansicht von Fin Greenall „viel mehr nach vorne als alles andere, was wir bisher gemacht haben„. Die schon erwähnten Songs, in denen eher der Rhythmus im Fokus steht, bestätigen diese Aussage, doch auch in den getrageneren Momenten von Resurgam lässt sich die nötige Dynamik erkennen. There’s Just Something About You zählt dazu, das als erstaunlich beherzter Schlusspunkt zeigt, dass Bluesrock ein Schimpfwort sein muss. Selbt in einem reduzierten Song wie Word To The Wise will Fink kein Trübsal regieren lassen. „Ich sehe das eher als eine Reflexion der Tatsache, dass jede Sekunde besonders süß schmeckt, wenn du weißt, dass es bald enden wird“, sagt er.

„Bei einem Leben in der Musik geht es um kleine Siege: die erste Platte, das erste ausverkaufte Konzert, die erste Tour mit Tourbus… wenn du all diese kleinen Herausforderungen überstehst, kommen immer neue Maßstäbe hinzu“, hat Fink mehr als zwanzig Jahre nach seiner Debütsingle und nach fast einem Vierteljahrhundert im Musikgeschäft erkannt. Mit Resurgam beweist er, wie mühelos er mittlerweile seine eigenen Maßstäbe setzt.

Ein sehr schickes Lyric-Video gibt es zu Word To The Wise.

Website von Fink.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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