Künstler | Fink | |
Album | Sunday Night Blues Club, Vol. 1 | |
Label | Ninja Tune | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
Wie viel Blues kannst du in ein Lied packen? Diese Frage scheint sich Fin Greenall alias Fink bei der Aufnahme von Boneyard gestellt zu haben. Der Song ist tatsächlich beinahe ein Prototyp: Es gibt Slide-Gitarre und verschlepptes Tempo, Fink besingt die Last der Alten und die Lust der Jungen, Religion und Tränen. Es fehlt nur die Mundharmonika, die dann aber prompt im folgenden Hard To See You Happy erklingt.
Mit seinem heute erscheinenden Sunday Night Blues Club, Vol. 1 erfüllt er sich tatsächlich einen lang gehegten Traum. „My love of blues has always been there, before I even knew what it was. (…) For two springs, in 2015 and 2016, I immersed myself in the blues, scouring records whilst on tour to inspire and educate myself… to do something raw, rough, and live, a record that just was, for its own sake.“ In der Tat klingt das Album manchmal wie ein Blues-Lexikon, es kann verschwörerisch und brodelnd werden wie der Opener Cold Feet, elektrifiziert, druckvoll und schwer wie Hour Golden, manchmal auch, passend zur Zeile „I gotta keep moving“, unruhig und schwungvoll wie Keep Myself Alone Now.
Über die Aufnahmen in Berlin erzählt Fin Greenall: „Most of this record is one take, from all the guys who helped me get there… New Orleans legend David Shirley on drums and the weird and wonderful Colin Stetson also really brought the heat to the table.“ Das Organische hört man dem Sunday Night Blues Club, Vol. 1 etwa in Black Curls an, das federleicht und spannend wird. Little Bump nähert sich dem Gospel an und bietet als drittes Stück der Platte erstmals Schlagwerk, auch wenn es ein Konzept wie „Beat“ nur vom Hörensagen zu kennen scheint.
Der Höhepunkt ist She Was Right. „She turned her back on me“, singt Fink darin, und noch schlimmer als diese Trennung wird die Erkenntnis, die im Songtitel steckt: Sie hat gut daran getan. Es bleibt kein Zweifel daran, wie ernsthaft und schwerwiegend diese Entscheidung war. Am Ende des Lieds hört man ein Anschwellen, das vielleicht die Ohnmacht des Verlassenen zeigt – und auch, dass sich diese Ohnmacht manchmal, für ein paar Sekunden, fast schön anfühlen kann. Als Herzensangelegenheit ist Sunday Night Blues Club, Vol. 1 unbedingt gelungen. Mehr noch: Fink gelingt es mit diesem Album, die Wandlungsfähigkeit des uralten Genres Blues zu zeigen.