Künstler | For Them All | |
EP | Thoughts | |
Label | Midsummer Records | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
Man könnte versucht sein, Thoughts schnell abzuschreiben. Die zweite EP von For Them All beginnt mit einem Song namens Dolor Fantasma, und nicht nur der Titel ist etwas verkopft, auch im Versuch, Eingängigkeit herzustellen, lässt sich ein kleiner Krampf nicht leugnen.
Danach bekommen Dominik Schmitt (Gesang, Gitarre), Henry Wenzel (Bass) und Christoph Dreher (Schlagzeug) aber schnell die Kurve. Das Trio aus der Gegend um Idar-Oberstein spielt seit 2013 zusammen (ihre ersten Bands hatten sie allerdings schon, als sie 12 Jahre alt waren), im Jahr darauf brachten For Them All ihre erste EP The Sea heraus, produziert von Kurt Ebelhäuser (Blackmail). Thoughts haben sie nun im Tiny Pond Studio in Hannover aufgenommen, und der vielleicht erstaunlichste Effekt der EP ist, dass die Band tatsächlich nur sechs Lieder braucht, um so etwas wie einen Wiedererkennungseffekt hinzubekommen. Der markante Gitarrensound trägt dazu bei, ebenso der Gesang.
Every Night kann man als Kostprobe für eine schnelle Orientierung zu For Them All empfehlen: Der Kontrast aus sensiblem Text und kraftvollem Sound ist natürlich nicht neu (schon gar nicht im Emo-Punk), funktioniert aber blendend – das Ergebnis könnte man sich auch gut von den Foo Fighters vorstellen. Auch in Shiver singt Dominik Schmitt aus der Perspektive eines Leidenden, Träumenden, Sehnenden, Verschmähten, aber es gibt kein Selbstmitleid, sondern Punch. Listen nimmt etwas den Fuß vom Gas, wodurch der schicke Refrain noch eindrucksvoller wird, der Schlusspunkt Fade Away ist vergleichsweise ambitioniert, eher reflektiert als ungestüm.
„I’m not okay“, heißt es im Refrain von Ferment – und dieses Grundgefühl ist wohl die Voraussetzung bei For Them All, um überhaupt die Instrumente in die Hand zu nehmen. Auch hier gilt allerdings: Statt zu jammern, zeigen sie lieber, wie viel Kraft auch in alternativem Rock mit einem Faible für Melodie und Harmonie stecken kann.