Künstler | Foxygen | |
Album | Hang | |
Label | Jagjaguwar | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
Man kann es sich sehr einfach machen mit der Beschreibung von Hang, dem gerade veröffentlichten vierten Album von Foxygen. Die Platte ist 32:18 Minuten lang, bietet acht Songs und jeder einzelne davon beschwört eine Rockgröße vergangener Tage herauf. Tom Petty, Marc Bolan, David Bowie, Billy Joel, Elton John, Lou Reed, Mick Jagger, Meat Loaf. Ungefähr in dieser Reihenfolge.
Das ist natürlich ein Vorwurf, dem sich Sam France und Jonathan Rado schon seit der Gründung ihrer Band vor mehr als zehn Jahren ausgesetzt sehen. In etlichen Kritiken zum Vorgänger … And Star Power tauchte nicht nur das gefürchtete Wort „Retro“ auf, sondern sogar von „Pastiche“ war da mehrfach die Rede. Ihre Reaktion auf Hang lautet: Sie eskalieren die Idee von Foxygen noch ein bisschen weiter. Das Album haben sie selbst produziert und dabei erstmals in Los Angeles aufgenommen. Zu den Gästen gehören Steven Drozd (Flaming Lips), Brian und Michael D’Addario (Lemon Twigs) sowie, hüstel, ein mehr als 40-köpfiges Symphonieorchester unter der Leitung von Trey Pollard (Spacebomb) und Matthew E. White.
Der Beginn des Albums ist angesichts solcher Koordinaten noch beinahe straight. Follow The Leader macht den Auftakt, klingt wie die Blütezeit von Tom Petty in den Siebzigern, dazu gibt es eine gute Dosis der Steve Miller Band sowie Streicher und Bongos, die eher zu Disco passen würden. Das folgende Avalon ist (zum Glück) kein Roxy-Music-Cover, sondern lässt eher an Marc Bolan beim Abstecher in eine Bar in New Orleans denken, sozusagen: Vaudeville-Glam. In Mrs. Adams gibt Sam France seinen David Bowie im schönsten Grandseigneur-Modus; er klingt wie ein Mann, der alles kann und alles weiß, aber auf nichts Lust hat.
Spätestens danach schlägt auf Hang das Bombastometer immer mehr aus und erreicht Werte, die auch das bisherige Werk von Foxygen weit übertreffen. Es scheint nicht nur ein bisschen Zynismus herauszuklingen aus diesem pathetischen, überzeichneten „America“, von dem Sam France im gleichnamigen Stück singt, passend dazu gibt es eine fast pompöse Instrumentierung irgendwo zwischen Supertramp und Billy Joel. Auch On Lankershim ist äußerst opulent, schafft es aber trotzdem, zugleich recht lässig daherzukommen. In Upon A Hill lassen Foxygen den Hörer staunen, was man alles in 99 Sekunden packen kann, Trauma hat viel Lust auf Dramatik und zum Abschluss des Albums dreht Rise Up das ganz große Rad, mit Pauken, Trompeten, Flöten, Harfe, Streichern und reichlich Theatralik.
Außergewöhnlich ist das in jedem Fall, mutig ebenso. Hang ist ein Album, das Foxygen kaum neue Fans einbringen dürfte und auch etliche der bisherigen Anhänger herausfordert. Es ist zugleich eine Platte, die den Drang zum Extrem erkennbar macht, der immer schon in dieser Band schlummerte, ebenso wie ihren Willen zur großen Kunst. Das wahrscheinlich angestrebte Opus Magnum ist es nicht geworden, aber es spricht für das Talent und den Horizont von Sam France und Jonathan Rado, dass sie von ihren eigenen Ambitionen hier nicht vollends überrollt werden. Jedes Lied gönnt sich seine verrückten Passagen, aber überall ist eine klare Idee erkennbar.