Künstler | Griefjoy |
Album | Griefjoy |
Label | Arista |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
Abwechslung, Vielfalt und einen bunten Mix der Genres darf man wohl erwarten bei einer Band, die früher einmal Quadricolor hieß. Unter diesem Namen spielten Guillaume Ferran (Gesang, Klavier), Billy Sueiro (Gitarre), David Spinelli (Bass, Synthesizer) und Romain Chazaut (Drums) schon als Teenager zusammen. Jetzt sind sie im Schnitt 22 Jahre alt, versprechen „music without any barrier“, nennen sich Griefjoy und legen ihr Debütalbum vor.
Auch der neue Name passt: Das Nebeneinander von scheinbar widersprüchlichen Gefühlen zieht sich wie ein roter Faden durch diese zehn Lieder. Windswept beispielsweise verbreitet eine Melancholie, die ganz offensichtlich genossen wird. In Blind Visions macht ein satter Synthie-Bass reichlich Druck, der Rest des Lieds ist aber ausnehmend filigran. People Screwed Up schafft es, einen nervösen Beat mit majestätischen Streichern und eindringlichem Gesang zu vereinen.
Ganz eindeutig hat das Quartett aus Nizza eine Vorliebe für die Sorte Rockmusik, die man auf der anderen Seite des Kanals gerne mit der Vorsilbe „Art-“ auszeichnet. Dazu passen die Einflüsse, die Griefjoy als prägend bezeichnen: M83, Radiohead, Metronomy und Caribou zählen dazu. Einigermaßen dringend sollte man in diese Liste noch Saybia aufnehmen, die etwa beim Opener Taste Me ein passender Bezugspunkt sind: Klavier und Gesang stehen im Zentrum, doch rundherum passiert ganz viel Spannendes. Auch den ruhigen, eleganten Schlusspunkt Hold The Tides könnte man sich von den Dänen vorstellen.
Feel verdeutlicht ebenfalls, wie elaboriert die Musik von Griefjoy in ihren besten Momenten sein kann. Das Lied unterstreicht einerseits, dass man mit einer Gitarre so viel mehr machen kann als Schrammeln. Andererseits feiert es, genau wie der gleichnamige Song von Robbie Williams, einfach das Fühlen an sich. „I feel“, lauten die einzigen Wörter im Refrain (die Texte der Band werden übrigens angeblich von Sylvain Autran geschrieben, einem virtuellen fünften Schattenmitglied), und das Fühlen wird somit zum Selbstzweck, zur Daseinsbestätigung – egal, ob es nun Kummer oder Freude mit sich bringt. Auch insofern ist Griefjoy ein passender Name für diese Band.
Manchmal wundert man sich zwar über die Aussprache (etwa im pompösen Crimson Rose) und mitunter wirken die Experimente ein wenig selbstgefällig, ansonsten bietet die von Stéphane “Alf” Briat (Air, Phoenix) produzierte Platte aber viel Genuss. Das komplexe und packende Kids Turn Around illustriert bestens die Ambitionen und das Können von Griefjoy: Wenn Bloc Party niemals etwas von Heavy Metal erfahren (und stattdessen einen alten Synthesizer von Jean Michel Jarre in ihren Besitz gebracht) hätten, dann wäre vielleicht so etwas dabei herausgekommen. Die Single Touch Ground ist mit ihrem eingängigen Uhuhu-Refrain ein Höhepunkt. Und Insane macht seinem Namen alle Ehre: Der Track beginnt als Ballade, dann kommen Tribal-Drums hinzu, schließlich entwickelt sich das Ganze zu einem erstaunlichen Techno-Brett, bis es wieder mit beschaulichem Piano ausklingt.
Auch dieses Lied zeigt: Auf dieser Platte passiert nie das, was man erwartet, trotzdem klingt Griefjoy keineswegs sperrig, sondern sogar stimmig und eingängig. Chapeau.
Griefjoy spielen Touch Ground live:
httpv://www.youtube.com/watch?v=CGa5VA_By7A