Künstler | H Hawkline | |
Album | In The Pink Of Condition | |
Label | Heavenly | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Das ist sehr nett von H Hawkline, geboren als Huw Gwynfryn Evans in Cardiff, dass er einen Genre-Vorschlag für seine eigene Musik mitliefert. „Strange pop“ nennt er sein Metier – und anders (oder gar besser) kann man die Lieder auf seinem dritten Album In The Pink Of Condition tatsächlich nicht bezeichnen.
Aufgenommen wurde das Werk in Los Angeles, wo der 29-jährige Waliser seit 2013 lebt. Produziert hat Cate le Bon, seine umtriebige (und ebenfalls ausgewanderte) Landsfrau, mit der er zuletzt auch auf Tour war. Meist klingt das, als hätten die beiden eine Zeitreise in die Sixties angetreten (beispielsweise Isobelle ist retro wie nur was), es kann auch mal entrückt werden (Back In Town) oder zackig und irre (Moddion). In Love bekommt ein wenig Western-Touch und Moons In My Mirror zeigt, was für elegante Melodien H Hawkline hinbekommen kann.
Das Spannendste an In The Pink Of Condition ist allerdings der Kontrast aus einem tendenziell betrüblichen Fundament und dem Willen zum Optimismus. Wenn man so will: zwischen Wales und Kalifornien. Everybody’s On The Line klingt, als hätten sich Velvet Underground auf eine Blümchenwiese verirrt. Bei Dirty Dreams könnte man meinen, Ray Davies bewerbe sich für einen Beitrag zum Virgin Suicides-Soundtrack. Concrete Colour und das treffend betitelte Spooky Dog sind niedlich, aber auch sperrig – wie der angeblich nette Onkel, dem die Kinder aus gutem Grund lieber aus dem Weg gehen sollten.
Die Leute, die glauben, dass Jim Morrison seit 1971 unerkannt auf einer Karibik-Insel lebt, stellen sich wahrscheinlich vor, dass er dort genau solche Musik wie Rainy Summer macht. Der Gitarrensound und die Trägheit des Gesangs im Opener Sticky Slithers lassen an die Strokes denken, aber das Lied hat nichts von deren Punch, stattdessen wird es erst weird und dann wahnsinnig.
Television und Pavement nennt H Hawkline als wichtige Einflüsse für In The Pink Of Condition. Einen wichtigen Namen, der noch fehlt, zeigt Ringfinger: Jonathan Richman. Das Lied wird zum Höhepunkt eines spannenden Albums, auch weil es eine Entschlossenheit hat, die manchen anderen Momenten der Platte leider fehlt. Manchmal gefällt sich H Hawkline ein bisschen zu sehr im Obskuren, widmet sich vorrangig dem Dekor, statt den Kern seiner Songs strahlen zu lassen. Aber ohne dieses Faible wäre seine Musik wohl auch nicht strange, sondern bloß Pop.