Künstler | HIM |
Album | Tears On Tape |
Label | Universal |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
Rock als Disneyland – so haben HIM ihre Musik immer verstanden, und beim achten Studioalbum Tears On Tape ist es überraschend, wie gut dieses Rezept noch immer funktioniert. Große Wucht, großes Drama, das gibt es auch diesmal satt von den Finnen. Lieder wie die Single Tears On Tape (bei den Anfangsworten „Church bells toll“ fragt man sich, ob so nicht jedes Lied von HIM beginnen sollte), Hearts At War, in dem ein Hardrock-Riff auf eine niedliche Spieluhr-Melodie trifft, oder WLSTD (ganz getragen, mit ganz tiefer Stimme und der ebenfalls längst überfälligen HIM-Zeile „When love starts to die / it begins with a kiss“) könnten beinahe als prototypisch für diese Band gelten.
Kein Wunder: Mit Produzent Hiili Hiilesmaa ist ein alter Wegbegleiter dabei, entstanden ist das Album im heimischen Helsinki. „Das Album ist das Produkt der Arbeit mit langjährigen Freunden, die uns ermöglicht haben, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: Gute Songs so gut wie möglich klingen zu lassen und sie in etwas wirklich Massives zu verwandeln“, sagt Frontmann Ville Vallo.
Die Platte ist niemals innovativ, bietet aber genug kleine Ideen, um nicht allzu reißbrettartig zu erscheinen. Dass Tears On Tape so gut funktioniert und so kurzweilig wird, liegt schlicht daran, dass es hier gute Songs gibt. Da hat sich hörbar die Methode ausgezahlt, die Lieder zunächst akustisch zu konzipieren und erst im Nachhinein mit dem im selbst erfundenen Genre „Love Metal“ unvermeidlichen Bombast zu versehen. „Stell dir einen Folksänger vor, der es mit einer Metalband treibt. Das neue Zeug klingt wie eine höllische Version dieser schmutzigen Liaison!“, erklärt Ville Vallo diesen Ansatz. Tracks wie I Will Be The End Of You mit gutem Drive und guter Melodie merkt man das an, auch Drawn & Quartered ist ein gutes Beispiel für die grundsoliden Kompositionen, die Tears On Tape auszeichnen.
Ein großer Pluspunkt ist auch der gelegentliche Hang zum Laisser-faire, etwa im instrumentalen New-Wave-Opener Unleash The Red oder dem finsteren Lärm in Luciferis Chorale, das ebenfalls ohne Text auskommt. Dazu kommt eine Härte, die man in dieser Deutlichkeit bei HIM noch nicht gehört hat. All Lips Go Blue ist einer von etlichen Songs mit richtig Wumms, die Gitarrensounds und Riffs könnten gelegentlich auch zu deutlich brachialeren Bands, manchmal sogar zu Metallica, passen. Natürlich wird all das im Hause HIM in das bekannte Bekenntnis zur Gefühligkeit gepackt. „Wir wollten eine gewisse Heavyness, ohne aber auf eine gewisse Sentimentalität verzichten zu müssen. Eine Mischung aus Rambo und Der englische Patient, sagt Ville Vallo. „Das Zeug hat diese massiven Hau-Drauf-Riffs, aber gleichzeitig auch viel Emotion dahinter.“ Am deutlichsten wird das in Into The Night. Dass man es in nicht einmal einer Minute von einer solchen Punkrock-Strophe zu einem so herrlich larmoyanten Refrain schaffen kann, ist eigentlich kaum zu glauben. Aber für HIM offensichtlich ein Kinderspiel.
Der Albumtrailer zu Tears On Tape.
httpv://www.youtube.com/watch?v=OcAIkR3XSWw