Künstler | I-Fire | |
Album | Salut! | |
Label | I-Fire Empire | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
Immerhin 14 deutsche Hersteller von Blechblasinstrumenten listet der Bundesverband der deutschen Musikinstrumentenhersteller. Das klingt erstmal nicht allzu beeindruckend, wirkt aber schnell spektakulär, wenn man die Zahl mit den Werten für Tasteninstrumente (1) oder die hiesigen Gitarrenbauer (0) vergleicht.
Dass sich die Trompeten- und Posaunenindustrie so robuster Gesundheit erfreut, liegt sicher nicht nur an all den Volksmusikvereinen, sondern auch an Bands wie I-Fire. Gleich mit neun Mitgliedern warten die Hamburger auf und Bläser spielen in ihrem Sound eine entscheidende Rolle. Denn die Band hat sich auch auf ihrem dritten Album Salut! einem Mix aus Reggae, HipHop, Dancehall und Dub verschrieben, mal mit deutschen, mal mit englischen Texten. Wer jetzt Seeed denkt, liegt genau richtig.
In Deiner Stadt macht den Auftakt und funktioniert wie eine Gebrauchsanleitung für dieses Album. Die wichtigsten Verben heißen feiern, tanzen und mitsingen, die Stimmung dazu ist ausgelassen und großmäulig. Auch Zwischen Frühling und Herbst (jawohl, so etwas wie ein Sommerhit, entstanden unter Mitwirkung des Hamburger Produzenten Benni Dernhoff) hat reichlich Power. Zu spät (kein Ärzte-Cover, sondern ein Song über notorische Unpünktlichkeit mit der schönen Zeile „Mein größter Feind, der Wecker / hat zum Glück einen Stecker“) und Sie sieht es nicht sorgen ebenfalls für einen hohen Spaßfaktor.
Zu den besten Momenten von Salut! gehört auch A7, das durchaus originell eine Fahrt auf der gleichnamigen Autobahn nachzeichnet, von Norden nach Süden. Uh My Lord hat den besten Refrain des Albums und hat erkannt: Wenn man etwas verändern will, muss man irgendwann damit anfangen. Den Rausschmeißer Dabadubade gab es schon auf dem ersten Album von I-Fire, hier ist er als sehr stimmiger Reggae Remix aus der Hand von Guido Craveiro (Seeed) vertreten. Die Botschaft des Tracks findet sich auch in etlichen anderen Liedern: Mach dein Ding. Der Titelsong ist musikalisch spannend und abwechslungsreich und zeigt die ganze Kompetenz und Bandbreite, die sich I-Fire in den zehn Jahren ihres Bestehens erspielt haben, von sehr chilligem Reggae bis zu wuchtigem Dancehall und sogar elektronischen Elementen.
Das führt allerdings zu einem der Probleme dieser Platte: Fast alle Lieder haben reichlich unterschiedliche Versatzstücke, aber nicht alle diese Teile sind gleich gut. Auch textlich gibt es auf Salut! die eine oder andere Peinlichkeit und Plattitüde. „Es geht immer um die Kohle“, lautet beispielsweise die banale Erkenntnis im auch musikalisch eher monotonen Kohle, das wird dennoch als Anlass für einen Rundumschlag genommen, der unter anderem Umweltschutz, Castingshows und Waffenhandel streift. Die Warnungen vor der Verdorbenheit von Babylon wie in Sonnenfinsternis sind auch nicht allzu gelungen und verlieren zwischen anderen Tracks mit Party-Atmosphäre oder Kiffer-Entspanntheit erst recht an Glaubwürdigkeit. Auch Princess ist ein Ärgernis: Die Musik ist lärmend und unausgegoren, der Text chauvinistisch.
In ihren besten Momenten wirken I-Fire wie die Söhne Mannheims mit Bock auf Party, etwa im Optimismus-Befehl Jammer nicht oder dem amüsanten Mehr Zeit, das man sich auch gut von Jan Delay vorstellen könnte. In etlichen Passagen müffelt Salut! aber auch nach Muckertum und, schlimmer noch, Comedy.
Ein paar Quadratmeter Sommer haben I-Fire im Video zu Zwischen Frühling und Herbst besetzt.
httpv://www.youtube.com/watch?v=cfYiVkBB0jY