Hingehört: Jaakko Aukusti – „Mountain“

Künstler Jaakko Aukusti

Jaakko Aukusti Mountain Kritik Rezension
Es vielen Genres bedient sich Jaakko Aukusti für sein Debüt.
Album Mountain
Label VILD Recordings
Erscheinungsjahr 2017
Bewertung

Jaakko Aukusti aus Turku in Finnland bezeichnet seine Musik gerne als „Warrior Pop“. Damit hat er zuhause und auch international, unter anderem mit seiner Debüt-EP Volcano, in durchaus beachtlichem Maße von sich reden gemacht. Hört man sein gerade erschienenes erstes Album, kann man von Kriegspfad allerdings zunächst wenig erkennen. Auch so mächtig wie das Bild, das man bei einem Titel wie Mountain im Kopf hat, klingt hier nichts.

Stattdessen gibt es Songs wie die Single Himalaya (noch so ein monströser Titel), die deutlich macht, wie Everything Everything vielleicht klingen könnten, wenn sie niemals Rockmusik begegnet wären. Bioluminescent hat eine Melodie und einen Keyboard-Sound, die (whsiper it) auch zu Helene Fischer passen würden. What If All Else Fails erweist sich als Ballade, die zunächst fast keinen Beat hat, dafür aber etwas, das verfremdete Harfentöne sein könnten – bis sich das Lied dann in Richtung Erasure-Himmel und Vocoder-Hölle verabschiedet.

Was bei Jaakko Aukusti mit der kampfeslustigen Gesinnung gemeint ist, macht Mountain auch in solchen Momenten trotzdem deutlich: Der Finne nimmt sich die Freiheit heraus, verschiedene Elemente aus dem Pop-Baukasten nach Gutdünken zusammenzufügen und dabei wenig Rücksicht auf Stil- oder Geschmacksgrenzen zu nehmen. Wer so etwas praktiziert, trägt vielleicht wirklich besser eine solide Rüstung. Ein Track wie Ruby Eyes (Porygon) zeigt das: Er klingt zuerst wie Modern Talking (!), dann kommt aber zum Glück eine recht fiese Bass Drum, auch der Refrain zeigt, dass Jaakko Aukusti keine Angst davor hat, auch mal „cheesy“ genannt zu werden.

„Diese Songs öffnen kleine, vergängliche Fenster für die hyperaktiven Gedanken eines jungen Mannes: wachsender Schmerz, winzige Ängste, Glück, das wie ein Feuerwerk explodiert, das immer gegenwärtige Gefühl nicht dazuzugehören, nicht gut genug zu sein, nicht alles gegeben zu haben, nie genug Schlaf zu bekommen, aber jede Minute des Tages zu umarmen und zu lieben“, erklärt er seine Herangehensweise.

Wie das gemeint ist, unterstreicht etwa die Single Oasis. Der Song ist so fluffig, dass er sicher sogar auf Milch schwimmt, und zeigt zugleich, dass es niemals zu viel gute Laune geben kann, trotz einiger brachialer Elemente. Dass in Mountain auch reichlich Power steckt, belegt später das energisch-mitreißende Forget. Nicht nur in seiner Schreibweise ist ⾃自宅 (Space Cowboy) asiatisch, dazu auch noch bombastisch und plakativ wie die Vertonung einer der schreienden Neon-Werbetafeln in Tokio. Dass Jaakko Aukusti in Moon Tower bis zum Mond klettern will, ist unverkennbar, so entschlossen und fantasievoll klingt der Song.

Der Schlusspunkt des Albums bringt seinen Ansatz vielleicht am besten auf den Punkt: Turmoil hat einen chaotischen und spannenden Beginn; die einzelnen Sounds klingen wie aus der Spielzeugkiste herausgegriffen, mit dem einzigen Ziel, möglichst viel Spaß damit zu haben. Ein tolles Abenteuer.

Ebenso grell wie fluffig kommt auch das Video zu Oasis daher.

Jaakko Aukusti bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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