Künstler | Jeff Beadle | |
Album | The Huntings End | |
Label | Butterfly Collectors | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
Gitarre und Gesang. Das sind praktisch die einzigen Zutaten für The Huntings End. Wenn man auf so wenige Bestandteile setzt, ist die Liste der Zutaten, die man zum Gelingen eines solchen Albums braucht, erst recht erstaunlich lang: Einen Arsch voll Mut. Eine facettenreiche Stimme. Absoluter Glaube an die eigene Musik. Texte, die etwas zu sagen haben. Und tolle Songs.
Jeff Beadle hat auf seinem Debüt zumindest einige davon zu bieten. Devil’s Arms ist so ein Lied, das tatsächlich nur eine Akustikgitarre und die Stimme des Kanadiers auffährt, dem aber trotzdem nichts fehlt. Ryan Adams dürfte da die Ohren spitzen, bei Did You Run hingegen hat eher Cat Stevens Pate gestanden, in Cautious Lovers legt sich Jeff Beadle ins Zeug und überschlägt sich in seinem Gesang wie Jake Bugg in seinen emotionalsten Momenten.
Die meisten der Songs auf The Huntings End sind entstanden, als Beadle noch als Poolboy (ja: auch in Toronto gibt es Swimming Pools) gearbeitet hat. Er hat Texte erdacht, Melodien gesummt und die Ideen auf seinem Handy festgehalten. Gemeinsam mit seinem Freund Frank Gairdner, der auf dieser Platte gelegentlich auch eine Mundharmonika oder eine zweite Stimme beisteuert wie im Opener Silver Zippo Lighter, hat er die Lieder dann aufgenommen.
Wenn man bedenkt, dass es wahrscheinlich nicht allzu spaßig ist, für irgendwelche Bonzen das Laub aus der Filteranlage zu kratzen, tote Insekten aus dem Wasser zu fischen und den halben Tag in chlorgeschwängerter Luft zu verbringen, dann ist es nicht mehr allzu überraschend, dass die Texte auf The Huntings End meist nicht gerade die Sonnenseiten des Lebens preisen. Schon die ersten Zeilen der jeweiligen Tracks machen das deutlich: „Somewhere in the dust / lie the fragments of my dreams“ (Lied 1). „I’ve reached the end of the road / until now this was my world / help me, I’ve got nothing left around here“ (Lied 2). „It’s a nightmare“ (Lied 3). Das fünfte Lied beginnt dann zwar mit den Versen „I woke up in the arms of two angels in flight“, später muss Jeff Beadle in This Ain’t Heaven aber erkennen: „This ain’t Heaven, this ain’t Shangrila / This ain’t the way I thought Heaven should be“.
Diese Schwermut ist einer der Gründe, warum The Huntings End nicht hundertprozentig funktioniert, denn die Stimmung bietet genauso wenig Abwechslung wie das Instrumentarium. Street Lamps zum Beispiel ist eines von einigen Liedern auf diesem Album, bei denen man sich ein imaginäres Arrangement mit Cello, Schlagzeug und Klavier dazuträumt wie der abgehalfterte Musikproduzent Dan Mulligan in der Anfangsszene des Kinofilms Can A Song Save Your Life. Aber nicht, weil das Lied so beeindruckend wäre, sondern weil es in dieser reduzierten Form einfach ein bisschen langweilig ist. Auch auf Nicotine Hands, den Schlusspunkt der Platte, trifft das zu: grundsolide Singer-Songwriter-Arbeit, aber ohne das gewisse Etwas.
Wirklich herausragen tut nur Heartbreak Hood. Beadle singt mit viel Leidenschaft und er drischt dabei auf seine Gitarre ein, als wolle er Leben, Hoffnung und Glück aus ihr herausprügeln. Hier passt alles zusammen, hier geht der Song gerade wegen seines Minimalismus zu Herzen.
Das Kerzenlich passt perfekt: Jeff Beadle spielt Heartbreak Hood live.
httpv://www.youtube.com/watch?v=0x2g7lEhtMs