Künstler | Jim Kroft | |
Album | Journeys #2 | |
Label | Field Recordings | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Bestimmt ist Jim Kroft schwer in Ordnung. Peaches, Anna Calvi und Sunrise Avenue haben ihn in ihrem Vorprogramm spielen lassen, Martin And James haben in einem seiner Videos mitgespielt, ein paar Radio-DJs haben ihn mächtig Herz geschlossen. All das spricht dafür, dass der gebürtige Schotte, der seit 2007 in Berlin lebt, ein sehr netter, umgänglicher Kerl ist.
Zu dieser These passt auch das Konzept von Journeys: Ausgangspunkt dieser EP-Reihe war, dass Jim Kroft nach drei Soloalben und der Übernahme von EMI durch Universal ohne Plattenvertrag dastand. Also beschloss er, als nächstes ein DIY-Multimedia-Projekt anzugehen, das Musik, Film, Fotografie und Journalismus vereint. Sein Prinzip: „One guitar – one camera”.
Die Idee führte ihn nach China, Afrika und Russland, wo er fotografierte, filmte, Interviews führte und vor allem viele Musiker traf und mit ihnen spielte. Journeys #2 ist das musikalische Ergebnis seines zweimonatigen Trips durch Ostafrika, bei dem er in Sansibar, Tansania, Kenia und Uganda insgesamt 30 Konzerte spielte. Der EP mit sechs Liedern wird auch noch ein Dokumentarfilm über die Reise folgen.
Natürlich passt das schön zu seinem Selbstverständnis als Troubadour. Journeys #2 hat allerdings nichts von einer Abenteuerreise, sondern beschwört die schlimmsten Assoziationen herauf, die mit dem Wort „Troubadour“ verbunden sein können: Straßenmusik, ungewaschen und mindertalentiert.
Im Auftaktsong Beyond The Bloodshed versuchen Gitarre und Gesang, sich gegenseitig im Kitschigsein zu überbieten. Fuck Up setzt auf „Hey Ho“-Zwischenrufe, die schlecht bei den Lumineers geklaut sind. Cinema Head stinkt nach Scorpions und Radio-Anbiederung, Children Of The Moonlight scheint unter dem Motto “DJ Bobo goes Countrypop“ zu stehen.
Beijing Morning ist das einzig erträgliche Lied – und auch nur dann, wenn man bereit ist, sich mit einer uninspirierten Ausgabe der Hooters zu begnügen. Auch in Kaleidoscopes Collide, dem Abschluss der EP, macht der Versuch, einen hymnischen Refrain abzuliefern, alles zunichte, was vorher vielleicht an Brauchbarem da war – und das ist beileibe nicht viel.
Jim Kroft ruft mit Journeys #2 deshalb vor allem einen Eindruck hervor: Er mag ein netter Kerl sein, mit dem Herz am rechten Fleck. Aber bei seinen nächsten Projekten aus Musik, Film, Fotografie und Journalismus sollte er die Musik unbedingt weglassen.