Künstler | JJ | |
Album | Back To Land | |
Label | Secretly Canadian | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
Gleich mehrfach singt Elin Kastlander, die eine Hälfte von JJ, auf V einige der bekanntesten Zeilen der Popgeschichte. Sie singt sie, als gehörten sie schon immer ihr. Und das ist nur eine der fantastischen Leistungen, die sie gemeinsam mit ihrem Bandkollegen Joakim Benon auf ihrem dritten Album vollbringt.
“Dream a little dream of me” ist so eine Zeile, enthalten in When I Need You, das tatsächlich traumhaft wird. Das Lied ist ein tolles Beispiel für die Art und Weise, wie die beiden Schweden es mit maximaler Eleganz schaffen, eine Atmosphäre zu kreieren, in der ebenso viel Romantik wie Mysterium steckt. Filigrane Melodien, Streicher und Percussions sind dabei wichtige Zutaten, aber V bietet insgesamt eine Soundvielfalt, innerhalb der ein E-Gitarren-Solo ebenso selbstverständlich klingt wie ein Glockenspiel oder die verfremdete Rapper-Stimme am Anfang von Hold Me.
Fågelsången klingt wie Weltmusik, die sich aber nirgends verorten lässt. Inner Light könnte bei doppelter Geschwindigkeit ein Hit sein. Der rockige Rausschmeißer All Ways, Always dürfte die Dum Dum Girls aufhorchen lassen. All White Everything beweist, welche sagenhafte Präsenz die Stimme von Elin Kastlander mittlerweile hat, egal ob sie (wie zu Beginn des Lieds) von fast nichts begleitet wird oder (wie mittendrin) von ausgeklügelten, erstaunlich lebendigen Elektrosounds umgeben ist.
“It’s the thing I’ve always wanted to do. I feel that we’ve been working on this album ever since we began to record music”, sagt Joakim Benon über diese Platte, obwohl das Debüt von JJ immerhin schon im Jahr 2009 herauskam. Doch erst jetzt habe das Duo, nach langer Suche, musikalisch seine Erfüllung gefunden: “We have never really had any other plan than to make this V shit happen and at the same time we never knew what it was – the story presented itself to us – and it’s a story that’s always been clear. It’s only grown in its own way. And now we’re finished, we look at it and back at it, and can begin to realize what it really is, what we have done, because it’s something you don’t necessarily decide for yourself, even though you’ve made it. And the songs… we don’t write them, we just do our best to catch them forever, for real.”
Es ist dieses Vage, Sphärische, Ambivalente, das hier immer wieder auf den Drang zum Grundsätzlichen, sogar Philosophischen trifft und dem Album seine Spannung verleiht. Dynasti ist ein gutes Beispiel dafür: Die Musik kommt aus dem Ungefähren, dann gibt es ambitionierte Streicher, die in jeden dramatischen Holllywood-Soundtrack passen würden, und auch der Text will gleich das große Ganze in Angriff nehmen, das ultimativ Emotionale mit Todesnähe, Kontrollverlust und wahnsinniger Liebe.
Auch in Dean & Me regiert das Gefühl; ein Gefühl, das so groß ist, dass es daneben keinen Verstand mehr geben kann, keine Welt und erst recht keinen Alltag. „It’s my party and I’ll cry if I want to“, ist darin wieder eines dieser höchst cleveren Zitate, mit denen sich JJ im Handumdrehen eine ganze Epoche einverleiben. In I gibt es schließlich noch eins davon: “I want to know what love is / but I want you to show me“, lautet es. Man darf darauf wetten, dass Lana Del Rey extrem neidisch wird, sollte sie dieses Lied mal zu Gehör kriegen. Denn mit Elin Kastlander hat sie spätestens nach diesem Album eine ernsthafte Konkurrenten um den Thron als Königin der pittoresken Melancholie.
Das Video zu All White Everything macht seinem Namen alle Ehre.
httpv://www.youtube.com/watch?v=eu35KZse7QQ