Künstler | K. Flay | |
EP | Crush Me | |
Label | Interscope | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Sie macht, was sie will. Ein Mixtape (das 2011 veröffentlichte I Stopped Caring In ’96) brachte K. Flay die erste größere Aufmerksamkeit, mit dem Debütalbum ließ sie sich dann zwar noch ziemlich viel Zeit, fuhr schließlich aber reichlich Lob ein. Als erste Veröffentlichung nach dem gefeierten Life As A Dog legt sie nun eine EP mit vier neuen Songs vor. Crush Me ist dabei mehr als ein Lebenszeichen. Es ist ein weiterer Beweis dafür, wie individuell und intelligent die Musik von K. Flay ist.
Kristine Flaherty, so ihr bürgerlicher Name, kam vergleichsweise spät zur Musik (mit 19), und auch dann spielte der große Traum vom Dasein als Popstar für sie keine dominierende Rolle. Sie stammt aus Illinois, studierte dann in Stanford und entdeckte die Musik in erster Linie als Ausgleich für die Mühen des Studiums. „I started producing and playing house parties on campus, kind of as a release from the academic life. I liked that music was a window into a world with a lot of unpredictability and chaos; it was almost diametrically opposed to my very regimented day-to-day living”, sagt sie.
Mittlerweile in Los Angeles ansässig, ist diese Mentalität auf Crush Me noch immer spürbar. You Felt Right, der zweite Track der EP, handelt von der Selbstbehauptung – ein Thema, das auch in anderen Momenten anklingt. “The songs on the EP revolve around the idea of a person or a force seeking to crush you or hold you down, but there’s a defiant energy to them — like, ‘Yeah, go ahead and try’”, erklärt K. Flay die Idee dahinter, der sich auch im Titel der EP widerspiegelt. Dieser Wille, eine poetische Klammer für eine sehr persönliche Aussage zu finden und diese in außergewöhnliche Musik zu packen, prägt Crush Me auf die denkbar beste Weise. “My main imperative was to create something musically interesting and at the same time be completely honest and not censor myself”, umschreibt K. Flay ihre eigene Zielsetzung.
Das Ergebnis sind Lieder wie die Single Blood In The Cut, die den Auftakt der EP bildet. “It’s about inundating yourself with feelings of pain and angst, and how that can be its own form of power”, erklärt die 31-Jährige. Ihre schläfrige, träge Stimme, messerscharfe Musik und blitzgescheite Texte – das ist auch hier eine unwiderstehliche Kombination. Aus dem Bassriff des Tracks hätten die Red Hot Chili Peppers vielleicht ein Stück Stadionrock gemacht, zwischendurch kriegt M.I.A. einen kleinen Gruß. Der Bass spielt auch sonst eine wichtige Rolle auf dieser EP, das galt offensichtlich auch schon in der Phase der Komposition. Eindeutig macht sich da die Live-Erfahrung bemerkbar, die K. Flay etwa auf gemeinsamen Tourneen mit Passion Pit, Snoop Dogg, Icona Pop oder Awolnation gesammelt hat. “My live shows always had the spontaneity that comes from working with more organic instrumentation, and I wanted to make sure that was really reflected on this EP”, bestätigt K. Flay diesen Eindruck.
Zusammengearbeitet hat sie für Crush Me mit JT Daly aus Nashville und Simon Says aus Los Angeles. Während deren Ideen und die Studio-Umgebung das Werk durchaus geprägt haben, sind die vier Songs dennoch voll und ganz K. Flay. In Dreamers erzählt sie eine Geschichte, wie sie auch Lana Del Rey gerne besingt, vom fatalen Treffen mit dem Bad Boy, aber hundertmal besser und tausendmal stolzer. Hollywood Forever, benannt nach einem Friedhof in Los Angeles und mit der schönsten Zeile der EP bestückt („The only thing to fear / is never being scared“), ist dieser seltene Fall eines HipHop-Tracks, zu dem man wunderbar mitnicken und sogar noch ein bisschen besser mitsingen kann. “I remember I was leaving the studio in Tennessee really late one night and playing Hollywood Forever super-loud in the car. All of a sudden I was jolted back to the first time I ever pressed my music onto CD, and to putting all the boxes of CDs in my trunk and saying to myself ‚That’s cool — I made that.‘ It was this weird joyous feeling, and I’d completely forgotten all about it until that night in Nashville”, erinnert sich K. Flay an das Glücksgefühl, das ihr dieser Track verpasste.
Es ist, neben dem feinen Gespür für ambitionierte, aber eingängige Tracks und der Fähigkeit, echte, aufwühlende, kluge Texte zu verfassen, diese Freude an den Möglichkeiten der Musik, die K. Flay so frisch und originell klingen lässt. “There have been a lot of really high highs and low lows over the years, but the experience of taking nothing and creating something makes me happy and helps me not be anxious or depressed”, bestätigt sie diesen Eindruck. “In and of itself, just the act of making music is still so life-affirming to me.” Wer sich nicht spätestens mit Crush Me davon anstecken lässt, dem ist nicht mehr zu helfen.
K. Flay singt Can’t Sleep live.
Demnächst gibt es Mademoiselle Flay dreimal live in Deutschland:
31.08 Rees – Haldern Pop Bar
01.09 Hamburg – MS Stubnitz
02.09 Dresden – SOB Festival