Klaus Johann Grobe – „Spagat der Liebe“

Künstler Klaus Johann Grobe

Klaus Johann Grobe Spagat der Liebe Albumkritik Rezension
In ihre eigene Welt tauchen Klaus Johann Grobe ab.
Album Spagat der Liebe
Label Trouble In Mind
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Können Nerds auch funky sein? Das ist vielleicht die zentrale Frage, die sich beim am Freitag erscheinenden zweiten Album von Klaus Johann Grobe stellt.

Das Duo hinter Spagat der Liebe wirkt auf dem Papier reichlich verschroben. Sie machen Krautrock! Sie sind Schweizer! Sie lassen ihre Musik von iTunes im Genre „Space“ einordnen! Sie haben Lieder, die Gedicht heißen! Sie haben einen schrägen Bandnamen! Sie lieben es, bei englischen Festivals zu spielen und dem Publikum dann besonders deutsche Wörter wie „Schnitzel“, „Niemandsland“ oder „Autobahn“ um die Ohren zu hauen! Und sie haben Spagat der Liebe nicht einmal in Zürich oder Basel aufgenommen, sondern in Winterthur!

Die Antwort lautet natürlich eindeutig: Ja. Wie schon auf dem Debütalbum Im Sinne der Zeit (2014) toben sich Sevi Landolt (Orgel/Synths/Gesang) und Daniel Bachmann (Drums/Gesang) auch hier wieder in ihrem ganz eigenen Universum aus und lassen das Ergebnis klingen wie „eine krautig-jazzige Spacerockdisco-Rakete, die sich aufmacht, diese olle Welt mit all ihren billigen Tricks und Posen hinter sich zu lassen“ (Musikexpress).

Ihre Songs leben manchmal von einer sehr feinen Dramaturgie (Springen wie damals), manchmal vom hohen Tempo (Rosen des Abschieds) oder auch der Tatsche, dass sie wie ein einziger Sixties-Traum klingen (Pure Fantasie). Dass man in der Regel keine Ahnung hat, wovon Klaus Johann Grobe singen, steigert den Reiz ihrer Songs bloß noch.

„Ich bin sowieso so unkonkret“, heißt es passend dazu in Heut Abend nur. In Liebe am Strand (mit virtuoser Querflöte von Roman Weissert) enthält der Text nichts anderes als diese drei Wörter. Umso effizienter ist die Musik: Man muss kein Bassist sein, um diese Band zu lieben, aber es hilft ungemein, beispielsweise im Opener Ein guter Tag mit seiner großen Wärme durch den zutiefst analogen Sound (auch hier gibt es einen Gastauftritt: Die Gitarre spielt David Langhard, der das Album auch produziert hat).

Wo sind verlässt den üblichen Sixties-Kosmos und schreitet, angetrieben von ein paar Synthies, voran in die frühen Eighties. Geschichten aus erster Hand bietet ein unwiderstehliches Federn und Grooven, am Ende wiederholen Klaus Johann Grobe das Wort „tanzen“ in einer Endlosschleife. Das kann durchaus als Gesamtmotto für Spagat der Liebe gelten, auch in der Quasi-Ballade Ohne mich, die vielleicht nicht für Discofox geeignet ist, in jedem Fall aber für Engtanz.

Verdammt funky sind die beiden Schweizer also auch diesmal. Und, die aktuellen Bandfotos (der eine trägt eine Mischung aus Pilzkopf und Topfschnitt, der andere ein paar angedeutete Kotletten, beide den obligatorischen Beinahe-Bart) zeigen auch endlich: Sie sehen gar nicht aus wie Nerds.

Das Video zu Geschichten aus erster Hand beweist: Lachen! Frisuren! Gebügelte Klamotten! Also keine Nerds.

Demnächst gibt es Klaus Johann Grobe live.

19.05.16 Stuttgart, Merlin

20.05.16 Mainz, SchonSchön

21.05.16 Leipzig, Ilses Erika

22.05.16 München, Milla

23.05.16 Jena, Café Wagner

24.05.16 Aachen, Musikbunker

25.05.16 Köln, Tsunami

27.05.16 Hamburg, Molotow

28.05.16 Berlin, Kantine am Berghain

Website von Klaus Johann Grobe.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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