Künstler | Krill | |
Album | A Distant Fist Unclenching | |
Label | Blood And Bisquits | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Wer den verschrobenen Humor von Krill verstehen will, der kann gerne beim Bandnamen anfangen. Das Trio aus Boston hat sich nach den winzigen Krebstieren benannt, von denen sich Blauwale in erster Linie ernähren: Die riesigen Meeressäuger schwimmen durch die Ozeane, lassen das Wasser in sich hereinströmen und filtern dabei Unmengen von Krill heraus, den sie schließlich verdauen. Manchmal verschlucken sie (zumindest steht das in der Bibel) statt Krill aber auch Menschen, die Jonah heißen – und das ist der Name von Bassist und Sänger Jonah Furman.
Mit A Distant Fist Unclenching legen Krill ihr drittes Album vor, produziert hat Justin Pizzoferrato. Er hat unter anderem mit Sonic Youth und Dinosaur Jr. gearbeitet, zwei der prägendsten Bands der US-Indie-Szene. Eine dritte Gruppe von Säulenheiligen muss man sofort ergänzen, sobald man A Distant Fist Unclenching auflegt: die Pixies.
Durch den Opener Phantom toben gefühlt zwei Dutzend Gitarren und 1000 Tonnen Wut. Mom steht für die Verachtung der Welt, die das eigene Dasein und das eigene Selbst einschließt. Das hochgradig nervöse Brain Problem belegt, dass Krill vielleicht wirklich an einem derartigen Defekt leiden, er aber eindeutig weder ihre Kreativität noch ihre Leidenschaft beeinträchtigt hat.
Die Kombination aus spinnert und brachial erweist sich als durchaus reizvoll. Selbst wenn das Trio mal etwas fokussierter zu Werke geht wie in Torturer, kommt immer noch ein hoch komplexer Rocksong dabei heraus. Fly klingt wie aus Blechbüchse heraus gesungen und gespielt, Squirrels wird freischwebend – und auch die anderen Spezies, die von Krill besonders gerne besungen werden, sind eindeutig durchweg Raubtiere.
Tiger und der Album-Schlusspunkt It Ends zeigen: Auch in den leiseren und epischen Momenten von A Distant Fist Unclenching spielt sich alles auf einer Basis existenzieller Verunsicherung ab. “Krill’s songs will reach anyone living in a state of hopelessness and make them feel like conquering the world”, hat Stereogum diesen Effekt beschrieben. Das beweist Foot am besten, in dem Furman wieder so einen Refrain singt, bei dem man um seine geistige Gesundheit bangen muss (und um seine Stimme). Wer lärmige Gitarren mit Punk-Attitüde, aber einem Hauch mehr Mathematik mag, der ist hier genau richtig.