Hingehört: Lea Porcelain – „Out Is In“

Künstler Lea Porcelain

Out Is In Lea Porcelain Kritik Rezension
„Out Is In“ ist die zweite EP von Lea Porcelain.
EP Out Is In
Label Lea Porcelain Records
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Beim Melt! spielen Lea Porcelain am nächsten Wochenende, und einen besseren Ort für dieses Duo könnte es kaum geben. Sie residieren in London und Berlin (mit einer zusätzlichen Homebase in Offenbach), also den Hauptstädten der beiden Länder, die das größte Publikumskontingent beim Festival in Ferropolis stellen. Sie vereinen mit ihrer musikalischen Sozialisation Techno und Indie, also die beiden Genres, die beim Melt! im Mittelpunkt stehen. Nicht zuletzt ist ihre Musik, wie die aktuelle EP Out Is In zeigt, ebenso zum Staunen vor der Bühne neben einem Riesenbagger geeignet wie zum Runterkommen am Strand.

Julien Bracht und Markus Nikolaus gründeten Lea Porcelain 2015, nachdem sie schon ein paar Jahre gut befreundet waren. Im Dezember 2015 erschien ihre erste EP, nun legen sie mit drei weiteren Tracks nach. Um die Techno-Meriten (Julien Bracht ist im Umfeld von Sven Väth ziemlich umtriebig) zu erkennen, muss man bei Lea Porcelain allerdings schon auf die Feinheiten der Produktion achten, die den Minimalismus von The XX hoch schätzt, aber auch die Dramaturgie des Repetitiven, wie sie The Horrors so geschickt nutzen.

Die Synthies im Titeltrack, der den Auftakt der EP macht, scheinen direkt aus Maid Of Orleans entsprungen zu sein, auch die militärisch angehauchten Drums und der theatralische Gestus von Out Is In erinnern an frühe OMD. So wie das folgende Snowstorm würden Glasvegas vielleicht klingen, wenn sie an einem frostigen Winterabend mit verwaschenem Himmel feststellen, dass das Guinness alle ist und sogar jemand die gut versteckte Flasche Whisky geklaut hat, die gerade als eiserne Reserve für solche Abende gedacht war.

Der dritte Track, Box Of Glass, weicht am stärksten vom bisherigen Sound von Lea Porcelain ab: Die Gaststimme von Pearl erinnert an Tracey Thorn (Everything But The Girl), dazu gibt es Picking auf einer akustischen Gitarre. Doch die etwas kaputte Stimme von Markus Nikolaus, die dann hinzukommt, und ein ziemlich bedrohlicher Beat verhindern, dass dieser Song einfach eine gewöhnliche Folkballade wird.

Dass Lea Porcelain mit dieser Musik ziemlich viel Begeisterung vor allem in England hervorgerufen haben, wo man das Wort „Kraut“ nun einmal besonders gerne benutzt und auch Helden wie Joy Division, The Cure oder Echo & The Bunnymen nach wie vor in Ehren hält, verwundert nicht. Noch in diesem Jahr will das Duo sein erstes Album vorlegen – man darf sich darauf freuen.

Lea Porcelain spielen Out Is In live in Berlin.

Website von Lea Porcelain.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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