Lia Ices – „Ices“

Künstler Lia Ices

In einem Zwischenzustand befindet sich das dritte Album von Lia Ices.
In einem Zwischenzustand befindet sich das dritte Album von Lia Ices.
Album Ices
Label Jagjaguwar
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Natürlich ist das kein Zufall. Den zweiten Teil ihres Künstlernamens verwendet Lia Ices (die eigentlich Lia Kessel heißt) als Albumtitel für ihren dritten Longplayer. „For the first time, Lia Ices felt like an inclusive project with its own identity, not just a name”, begründet sie diesen Schritt.

Ices entstand erneut unter Mitwirkung ihres Bruders Eliot, diesmal schrieb sie die Songs allerdings abwechselnd in Kalifornien und New York. „Our studio in the Hudson Valley was full of electronics and computers and the sounds of future ships sailing through the vastness of space, and I sometimes forgot where I was”, umschreibt sie die Atmosphäre während der Aufnahmen, und ein Gefühl von Fliegen, Schweben und außerhalb-der-Welt-Stehen prägt das Album dann auch tatsächlich.

Manchmal ist das nur konturloses Gesäusel wie in Love Ices Over, gelegentlich wagt sich Lia Ices auch deutlich zu weit in das Land, in dem seit Jahrhunderten die grausame Königin Enya ihre Schreckensherrschaft ausübt, etwa in Sweet As Ice. Auch How We Are bleibt nur ein verschwurbeltes Etwas. Meistens aber ist Ices ein edler Genuss.

Tell Me, der Auftakt des Albums, klingt, als sei es nicht nur in einem Ashram erdacht worden, sondern auch gleich verfeinert und aufgenommen, mit persischen Percussions und Chorgesang – ein einziges, großes Tschingderassabum . Das verspielte Higher zeigt, dass Lia Ices auch Pop sein kann, das wundervolle Magick – bester Song der Platte – macht das noch deutlicher: Das ist elegant wie aus dem Zeitalter von Blondie und Roxy Music, zudem unbedingt modern. Wer Bat For Lashes mag oder grundsätzlich auf Popmusik steht, die sich gerne von Konventionen entfernt, der sollte das schleunigst mal austesten.

In Creature steckt ein verwunschenes Geheimnis, der Schlusspunkt Waves ist eine sehr schicke Eighties-Ballade. In Thousand Eyes singt Lia Ices, als wollte sie gegen die ihrerseits meist schon halb weggetretene Heather Nova einen Wettbewerb im Ätherisch-Sein gewinnen. Wie man Ices am besten hören sollte, verrät Lia Ices praktischerweise auch, nämlich auf dem Cover: mit verbundenen Augen.

Die Bilder im Video zu Thousand Eyes sind auch nicht von dieser Welt.

Homepage von Lia Ices.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.