Schräg, aber Pop - das ist das Rezept vom Mac Demarco.

Mac Demarco – „Salad Days“

Künstler*in Mac DeMarco

Schräg, aber Pop - das ist das Rezept vom Mac Demarco.
Schräg, aber Pop – das ist das Rezept vom Mac Demarco.
Album Salad Days
Label Captured Tracks
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung Foto oben: (C) Yoshio Nakais / Sub Pop

Wie die Musik von Mac Demarco (Geburtsname: Vernor Winfield McBriare Smith IV) funktioniert, erkennt man am besten, wenn man das große Foto anschaut, das die gesamte Rückseite des Booklets von Salad Days einnimmt. Drei Keyboards sind da zu sehen, von denen keines ein Baujahr nach 1980 haben dürfte. Eine Gitarre und ein Bass undefinierbaren Fabrikats. Ein Mikrofon, ein paar Drumsticks, etliche skurrile Effektgeräte. Ein ordentlich gefüllter Aschenbecher und reichlich Wandverzierungen, die den Bewohner dieses Raums unzweifelhaft als Nerd kennzeichnen. Und ganz am linken Rand der Meister selbst, der aus einem Spiegel in die Kamera winkt, mit seiner Liebsten im Arm.

Das Foto zeigt: Wir haben es mit einem Multiinstrumentalisten zu tun, der ein ganz klassisches Popverständnis hat, aber auch Spaß an schrägen Sounds. Damit hat man tatsächlich eine gute Charakterisierung von Salad Days, dem zweiten Album des 23-jährigen Kanadiers nach dem Debüt (!) mit dem verwirrenden Titel Mac DeMarco 2 vor zwei Jahren.

„I didn’t want to freak anybody out with a huge sound change. I wanted to transition without changing the vibe too much. The mood for Salad Days is: ‚Fuck man! I was just on tour for a year and a half and I’m tired!’“, hat er in einem Interview die Ausgangssituation erklärt. Ein Großteil der Platte entstand in der Tat zwischen Konzertreisen, in den Jizz Jazz Studios in New York.

Dass Mac Demarco auch seine Musik gerne als „Jizz Jazz“ bezeichnet, leuchtet schnell ein. Simple Beats, eine heitere Grundstimmung und eine Gitarre, die anscheinend keine Basssaiten hat, bilden hier wichtige Koordinaten. Es gibt auf Salad Days leicht psychedelische Passagen, viel Entspannung und am Ende gar ein Instrumental mit Orgel-Fundament, verspielter Gitarre und dem abschließenden Gruß „Hi guys, this is Mac. Thank you for joining me. See you again soon. Goodbye.“

Diese Kombination aus spontaner Lo-Fi-Herangehensweise und exzessivem Basteln an einzelnen Sounds ist es, die das Album ausmacht. Goodbye Weekend beispielweise hört man genau an, wie sehr sich Mac Demarco in einen einzelnen Sound oder eine ganz bestimmt Atmosphäre verlieben kann. Go Easy macht, als andere Seite des Spektrums, seinem Namen alle Ehre und könnte kaum beschaulicher sein.

Am Beginn in Salad Days erkennt man noch ein paar der Glam-Elemente, die in den Anfangstagen von Mac Demarco sehr präsent waren: Die Lüsternheit in der Stimme, der stoische Bass und der leicht leiernde Sound stellen eine innige Verbindung zu Marc Bolan her. Treat Her Better ist einer von ganz vielen Tracks, in denen eine Gitarre erst mit viel Chorus-Effekt verziert wird und dann jubilieren darf. Die Vorab-Single Passing Out Pieces stellt ein Keyboard ins Zentrum und wird vergleichsweise opulent.

Der wichtigste Bezugspunkt ist der John Lennon der entspannten Solophase. Blue Boy unterstreicht das und packt noch ein wenig Velvet-Underground-Coolness dazu, Brother wird noch ein bisschen zurückhaltender (bis auf den Schluss, in dem der Spinner den nötigen Auslauf bekommt, der eben auch in Mac Demarco steckt). Gelegentlich, etwa im akustischen Let My Baby Stay, rutschen die Lieder zwar in Richtung Belanglosigkeit (auch wegen der recht simplen Texte), aber insgesamt ist Salad Days ein Album zum Träumen, Staunen und vor allem Schwelgen.

Eine kleine Liveshow von Mac Demarco.

httpv://www.youtube.com/watch?v=wizAwUwdWsY

Mac Demarco bei Bandcamp.

 

 

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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