Künstler | Maroon 5 | |
Album | Singles | |
Label | Universal | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Man könnte Maroon 5 für eine Rockband halten. Wenn sie, wie aktuell, auf einer wieder einmal komplett ausverkauften Welttournee sind, haben sie reichlich E-Gitarren im Gepäck. Sie nennen Queens Of The Stone Age als eine der Bands, die sie beeinflusst hat. Und Sänger Adam Levine ist tätowiert wie ein böser Junge.
Aber Maroon 5 sind kein Rock. Sie sind auch kein Pop. Sie sind Scheiße. Sie mögen mehrere Grammys gewonnen, weltweit mehr als 17 Millionen Alben verkauft und drei Lieder an die Spitze der US-Charts gebracht haben. Aber ihre gerade erschienene Werkschau Singles zeigt eine Band mit sehr überschaubarem Talent, keinerlei Identität und verkitschten Texten. Sie sind die perfekte Verkörperung der Fähigkeit von Los Angeles, Leute berühmt zu machen, die künstlerische Kraft und eigene Ideen einfach durch Ehrgeiz und Arschkriechen ersetzen.
Den Auftakt macht This Love, der Song, der ihnen 2005 den Durchbruch brachte. Das Lied ist genauso peinlich wie Dancing In The Moonlight von Toploader, aber nur 50 Prozent so eingängig und nur 30 Prozent so tanzbar. Es folgen elf weitere Verbrechen gegen den guten Geschmack. Misery beispielsweise ist ekelhaft anbiedernd, wie ein Werbespot für Stromlinienförmigkeit. Auch Animals ist berechenbar bis weit über die Schmerzgrenze hinaus, Daylight scheint sich als das sterilste Liebeslied der Welt bewerben zu wollen, die aktuelle Single Sugar beschließt das Album und bleibt völlig beliebig.
Besonders übel stößt das nervtötende Stimmchen von Adam Levine (a.k.a. The Sexiest Man Alive 2013) auf. She Will Be Loved macht das deutlich: Es stinkt mächtig nach Castingshow, bloß dass es da von den meisten Kandidaten mit Sicherheit besser gesungen wird. Falls in einem Lied wie Payphone jemals so etwas wie Charakter gesteckt haben sollte, wird er durch die Auto-Tune-Stimmeffekte gnadenlos vernichtet, die wohl die begrenzten Fähigkeiten Levines kaschieren sollen. Was Wiz Khalifa in diesem Plüsch-Kontext zu suchen hat, fragt er sich wahrscheinlich mittlerweile selbst.
Genauso peinlich wird es, wenn Maroon 5 versuchen, ambitioniert zu sein. Wake Up Call ist so ein Track, dem man das Bemühen anhört, mal von der üblichen Formel abzuweichen, es mit etwas mehr Wucht und einer komplexeren Melodie zu versuchen, aber diese Idee scheitert komplett. Maps zeigt, dass Maroon 5 auch mal The Police gehört haben, aber leider die falschen Platten. In One More Night erscheinen Genres wie Reggae und Rap wie die kleinen Kinder, die einem lüsternen Onkel zum Opfer fallen: Sie können sich leider nicht wehren gegen die ekelhaften Versuche, sich an sie ranzuschmeißen.
Nichts gegen gut gemachten Radiopop, aber dessen Qualitäten werden hier nicht einmal annähernd erreicht. Nie kommen Maroon 5 zu einem Killer-Refrain oder einer mitreißenden Passage – alles bleibt streng im Rahmen maximaler Gefälligkeit. Allenfalls zwei Ausnahmen kann man auf Singles (das die gesamten fünf Alben abdeckt, die es bisher von der Band gibt) erkennen: Makes Me Wonder ist zumindest okay, der Nummer-1-Hit Moves Like Jagger (mit Christina Aguilera) wird tatsächlich rund und spannend und beweist auch die nötige Energie.
Der Rest ist Mist, und im tiefsten Inneren ahnen Maroon 5 das vielleicht auch. Immerhin haben sie den Überblick über ihr bisheriges Werk Singles genannt. Best Of oder Greatest Hits wäre auch unangebracht gewesen. Denn „best“ ist der Superlativ von „good“, und „greatest“ ist der Superlativ von „great“. Und nichts davon kommt auf dieser Platte in die Nähe solcher Adjektive.