Hingehört: Menace Beach – „Super Transporterreum“

Künstler Menace Beach

Cover der EP Super Transporterreum von Menace Beach
Ein gutes halbes Jahr nach dem Debütalbum legen Menace Beach eine EP nach.
EP Super Transporterreum
Label Memphis Industries
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

Der ersten Generation von Grunge-Bands hat man ja gerne vorgeworfen, sie seien Faulpelze. Sie würden gerne rumhängen, noch lieber kiffen und hätten kein bisschen Lust, sich die gültigen Werte wie Wachstum, Ehrgeiz und Karriere zu Eigen zu machen. Irgendetwas muss seitdem passiert sein. Denn bei der zweiten Generation, zu deren Speerspitze Menace Beach neben Bands wie Yuck zählen, macht sich eine erstaunliche Produktivität breit.

Erst im Januar haben Menace Beach ihr sehr gelungenes Debütalbum Ratworld vorgelegt, danach waren sie fleißig auf Tour (unter anderem mit Drenge und The Cribs). Heute erscheint mit Super Transporterreum bereits eine neue 5-Track-EP. Und die ist fast noch ein bisschen besser als das Album. Auch hier mögen sie es konsequent Indie, gönnen sich aber auch ein paar Albernheiten und haben nichts dagegen, wenn ihre Musik dem Begriff „unterhaltsam“ entspricht.

Hey Toupe zeigt das am deutlichsten. “It’s about a guy in London that made my skin crawl so much that it left my body and started heading back up the M1”, erklärt Frontmann Ryan Needham, und der Rest von Menace Beach umrahmt das mit Spaß an Riffs, Spaß an Krach und Spaß an Melodie. The Line hat das Quintett aus Leeds angeblich nach einem Nachmittag geschrieben, an dem sie Workout-Videos von Geri Haliwell in Endlosschleife angeschaut hatten. Die Musik dazu klingt nicht wie supersportliche Spice Girls, sondern wie superjunge Ash, mit herrlichen Harmonies und wunderbar bratziger Fuzz-Gitarre.

Ghoul Power (in dem ein Mini-Alien als Party-Kumpan besungen wird) lässt die Stimme von von Liza Violet am weitesten in den Vordergrund. Sie hat auch den Namen der EP erfunden, der Begriff Super Transporterreum entstammt einer Fiebertraum-Halluzination, die sie während der letzten Tour hatte. Der gleichnamige Song zeigt eine der großen Stärken von Menace Beach: Unbekümmertheit in der Herangehensweise, die nicht Primitivität der Mittel und nicht Unbedarftheit der Perspektive meinen muss. Radiate Me, der Abschluss der EP, zeigt noch eine Stärke, die noch wichtiger ist: Der Song ist so misslaunig wie man bei einem halbwegs klaren Blick auf die Welt eben sein muss. Aber fest entschlossen, sich Pessimismus nicht bieten zu lassen.

Menace Beach spielen Come On Give Up live.

Menace Beach bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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