Künstler | Mine | |
Album | Mine | |
Label | Styleheads Music | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
Allzu viel gibt Mine nicht über sich preis. Sie ist Mitte 20, lebt in Mainz und hat per Crowdfunding bereits ein komplettes Live-Album mit großem Orchester finanziert. Ihr Genre umreißt sie auf ihrer Facebookseite als „deutschsprachigen Pop mit Folk-, HipHop-, Jazz-, und elektronischen Einflüssen“. Jetzt gibt es ihr erstes Studioalbum.
Allzu schwierig ist es trotz dieser dürftigen Faktenlage nicht, Mine einzuordnen. Sie macht Musik für Leute, die Gedichtbände sammeln, ohne sie zu lesen und Filmmusik kaufen, ohne den Film gesehen zu haben. Die Art von Sound, der bei einer mittelprächtigen Vernissage erklingt – aber nur, weil der Galerist in die Sängerin verknallt ist (oder in den Schlagzeuger). Mit anderen Worten: behutsam, gekonnt, angenehm.
Du scheinst ist auf eine harmlose Art modern und kann als Prototyp für die neun anderen Lieder gelten: Es gibt schönen Gesang, bei dem man die Worte „femme fatale“ denken soll. Es gibt Musik, die es keineswegs anstößig fände, wenn man sie in der Nähe von Jazz und Kammerpop platzieren würde. Und es gibt Texte, die sich bestimmt am liebsten auf Bütten-Papier geschrieben sehen wollen.
Eine Harfe kommt bei Mine ebenso selbstverständlich zum Einsatz wie quasi-gregorianische Chöre (Raus Raus Raus), ein Akkordeon oder ein Cello, das wie ein hungriger, böser Wolf klingt (Mein Freund). Nicht für mich hat einen schüchtern elektronischen Beat, Ziehst du mit fußt auf einem entspannten HipHop-Beat und beginnt mit einem Rap von Curlyman, der danach allerdings keine Rolle mehr spielt (Mine hat auch schon für Samy Deluxe gesungen).
Leider ist das alles extrem oberflächlich und so sehr auf Konvention getrimmt, dass man sich nicht wundern würde, wenn im Lebenslauf von Mine irgendwo das Wort „Popakademie“ lauern würde. Kann sie es tragen will kokett sein und südländische Leichtigkeit verströmen, wie es Zaz so mühelos hinbekommt, ist aber bloß prätentiös und selbstverliebt. Zum Schluss versucht sich Blätter an stilvollem Herbstpop im Sinne von Goldfrapp, das Ergebnis ist aber bloß eine Pose, blasiert und hohl.
Erwachsene, die gerne einen Weinkeller hätten, werden das bestimmt sehr schön finden. Für alle anderen hält die deutsche Sprache auch ein passendes Wort bereit, um eine treffende Umschreibung für Mine zu finden: Kunstkacke.
Achtung, Kunst! Das Video zu Der Mond lacht.
https://www.youtube.com/watch?v=De_9r4wbudE