Künstler | Mr. Scruff |
Album | Friendly Bacteria |
Label | Ninja Tune |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Bewertung |
Nach 20 Jahren ist es alleine dann doch ein bisschen langweilig. Das hat mittlerweile auch Andy Carthy alias Mr. Scruff gemerkt. Es ist nicht so, dass der DJ aus Manchester nicht schon bisher die eine oder andere Kollaboration gewagt hätte. Aber für Friendly Bacteria, sein sechstes Album, hat er so viel Kollektiv gewagt wie nie zuvor. Das Ergebnis fasst er selbst sehr treffend zusammen: „Tougher, sparser, less samples, more bass. More vocals and collaborations and shorter tunes.”
Fangen wir also mit den Gästen auf Friendly Bacteria an: Gleich viermal ist Denis Jones als Sänger im Einsatz, mittlerweile ein enger Wegbegleiter von Mr. Scruff. Im Opener Stereo Breath bildet seine fast somnambule Stimme einen feinen Kontrast zum zerhackten Klanggerüst, in Catch Sound kurz vor dem Ende des Albums ist eine nicht ganz entfernte Verwandtschaft zu Ben Harper erkennbar. Den besten Effekt hat diese Zusammenarbeit aber in den beiden anderen Tracks: Render Me wird zugleich melancholisch und mediterran, passt zu Lounge und Lebensfreude. Auch Thought To The Meaning gewinnt aus diesem scheinbaren Widerspruch seinen Reiz: Der Beat ist federnd, aber der Gesang sorgt dafür, dass eine mysteriöse Last auf diesem Lied liegt.
Robert Owens hat die Stimme in He Don’t beigesteuert, das Ergebnis ist ebenso cool wie funky und überrascht zudem mit einem Geigensolo. Noch ein Stück besser wird Come Find Me mit den Vocals von Vanessa Freeman. Der 2Step-Track funktioniert schon in dieser Form wunderbar, als Remix mit etwas mehr Wumms könnte das sogar ein Clubhit werden.
Diesen sechs Vocal-Tracks stehen auf Friendly Bacteria sechs instrumentale Stücke gegenüber: Der Titelsong ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Beat bei Mr. Scruff nie simpel ist, aber gerne im Hintergrund bleibt und den Bass den Herrn im House spielen lässt. Zu What könnte man durchaus „Jazz“ sagen, im Schlusspunkt Feel Free liefern sich Trompete und Kontrabass eher einen Flirt als ein Duell. We Are Coming ist so etwas wie HipHop für die Musikhochschule, wenn auch mit sehr wenig Text. Wie der Song zum Ende hin immer dichter wird, ist extrem gekonnt. Und dass die Unterschiede zwischen den Vocal-Tracks und den Instrumentals hier kaum auffallen, spricht nicht gegen die beteiligten Sänger, sondern für die Stärke der Stücke von Mr. Scruff.
Ein bisschen DJ-Training von Mr. Scruff:
httpv://www.youtube.com/watch?v=za4WOFv5E7A