Künstler | Parcels | |
EP | Hideout | |
Label | Kitsuné | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
Fast 16.000 Kilometer legten Patrick Hetherington, Louie Swain, Noah Hill, Anatole Serret und Jules Crommelin zurück, als sie 2015 aus ihrer Heimat in Byron Bay, Australien, nach Berlin übersiedelten. Fast genauso weit hätten sich die Jungs, die sich in ihrem letzten Jahr an der High School als Parcels zusammengetan haben, bestimmt auch gerne in der Zeit rückwärts bewegt: Der Sound ihrer ersten EP Hideout kommt mitten aus der Ära von Schlaghosen, Plateausohlen und Discokugeln. Also aus den späten Siebzigern.
Die Single MyEnemy eröffnet die Platte und ist funky im Sinne von Michael Jackson, Lionel Richie oder Chic, auch Games Of Luck ist auf fast erschreckende Weise smooth. Diese Ästhetik ziehen Parcels in den fünf Tracks der morgen erscheinenden EP mit erstaunlicher Konsequenz und beeindruckender technischer Kompetenz durch. Hideout bietet eine enorm einschmeichelnde Stimme in der Strophe und einen schönen Groove im Refrain, All Around wird sehr stylisch und zelebriert die Melancholie, die vielleicht sogar die Einsen und Nullen im Rechner fühlen, wenn man diesen Track als MP3 abspielt.
Slow-Funk ist eine passende Quintessenz dafür, und wer darin einen Widerspruch erkennt, soll angeblich von der furiosen Bühnenshow des Quintetts zum Schweigen gebracht werden. Was bei Parcels live passiert, nennt ihre Plattenfirma „Disko Dance Party auf Acid“, und ein Track wie das leichtfüßige Older lässt zumindest erahnen, wie das funktionieren könnte. Der Song zeigt zugleich, dass Parcels durchaus auch neuen Sounds gegenüber aufgeschlossen sind und es verstehen, auf ihrem Disco-Fundament auch ein paar elektronische Elemente glitzern zu lassen. Noch in diesem Jahr soll das Debütalbum kommen – in Berlin holt man bestimmt schon mal die Tanzschuhe raus. Und an der australischen Goldküste womöglich auch.