Künstler | Pari San | |
EP | Frozen Time | |
Label | Jirafa Records | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Wenn eine Band in ihrer selbst gewählten Genre-Bezeichnung das Wort „Avantgarde“ mitführt, ist Vorsicht geboten. Bei Parissa Eskandari (sie ist im Iran geboren, in Düsseldorf aufgewachsen und hat Pari San offensichtlich auch den Namen geliehen) und Paul Brenning (Elektroniker aus Berlin) ist das der Fall.
Wie schnell sich solche Skepsis auflösen kann, beweist allerdings die erste EP des Duos. Der Titelsong von Frozen Time, produziert zusammen mit Markus Ganter, ist exemplarisch für den Sound von Pari San: Die Stimme erinnert zunächst an Dido, doch von der Banalität, die man mit diesem Namen assoziiert, kann hier keine Rede sein: Die Musik ist nicht (nur) auf Schönklang aus, sondern will (auch) verstören.
Der Pressetext zur EP ordnet den Sound von Pari San recht treffend „irgendwo zwischen Fever Ray, FKA Twigs und Björk“ ein, ein paar weitere Referenzen sind nicht schwer zu finden: In The Smoke würde definitiv Robyn gefallen; Polyhorns, eine von zwei Co-Produktionen mit Robot Koch, lässt mit einer Ästhetik aufhorchen, die an die Eurythmics denken lässt, und mit einem ausgeklügelten Beat, der gerade durch seine Unregelmäßigkeit so anziehend wirkt.
„Augenblicke explosiver Melancholie genau wie aufgedrehte Urbanität“, erkennt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in diesen fünf Tracks, und das bringt den Gesamteindruck gut auf den Punkt. Hier wird zwar weitgehend mit digitalen Mitteln und mit einem guten Gespür für Dynamik gearbeitet. „Electro“ im Sinne von Tanzmusik ist Frozen Time trotzdem nur mit Einschränkung. Ein Song wie Nighteye passt besser auf die Theaterbühne als in den Club, auch Two Perfect Lovers, das gemeinsam mit Henrik Menzel entstanden ist, hat mehr Effekte als Akkorde.
Wenn man hört, wie viele Ideen in den 26 Minuten dieser EP stecken, darf man gespannt sein auf das bereits angekündigte Debütalbum von Pari San. Der Albumtitel klingt auch vielversprechend: Allah Saves The Money.