Künstler | Pedro The Lion | |
Album | Achilles Heel | |
Label | Jade Tree | |
Erscheinungsjahr | 2004 | |
Bewertung |
Als sei er vom Leben schwer gekränkt, so klingt David Bazan im ersten Lied dieses Albums. „Bands with managers are going places“, singt er, und im zehnten Jahr des Bestehens von Pedro The Lion weiß der Mann aus Seattle: Für sein eigenes Projekt gilt das nicht. Er weiß, dass er zurückbleiben wird, wenn andere durchstarten. Er weiß, dass das ungerecht ist – und er ahnt, dass es vielleicht an seinen eigenen Zweifeln liegt.
Es ist ein toller, typischer Auftakt für Achilles Heel, erst recht aus heutiger Sicht. Denn das vierte Album von Pedro The Lion sollte sich als Schwanengesang erweisen. Danach kam zwar noch die Tour EP ’04 im Juli mit sechs Liedern, davon waren allerdings drei Coverversionen. Und die im November veröffentlichte Stations EP enthielt bloß noch Neuaufnahmen von dem, was man „ihre größten Erfolge“ nennen könnte. 2006 gab Bazan, der Pedro The Lion im Prinzip immer als Ein-Mann-Show betrieben hat, dann das Ende bekannt.
Unter diesen Umständen ist es faszinierend, wie wenig Achilles Heel versucht, sich anzubiedern. Nichts klingt hier wie der letzte, verzweifelte Versuch, es noch einmal allen zu beweisen. Im Gegenteil: Die Platte wirkt, als könnten Pedro The Lion in diesem Stil zwischen Indie-, Americana- und Singer-Songwriter-Sound ewig weitermachen. Aus Foregone Conclusions könnte man mit etwas mehr Fokus einen Hit machen, aber es wird stattdessen ein Mix aus beachtlichem Punch und dem Slacker-Geist beispielsweise der Lemonheads. Auch Discretion mit seinem feinen Refrain oder das annähernd heitere Transcontinental fallen in diese Kategorie.
Doch vom Versuch, alles ein wenig aufzupolieren, könnte die Platte nicht weiter entfernt sein. Die Stärke des Albums, an dem Bazans Kompagnon TW Walsh vergleichsweise großen Anteil hatte, ist es, dass hier ein Mann am Werk ist, der sich nichts mehr vormacht. David Bazan weiß, dass er seine Stimme gefunden hat, seine eingeschworene Fangemeinde, und sein Schicksal. „It’s such a simple plan / to take it like a man / but I’m not sure I can“, ist in A Simple Plan eine der vielen wunderbaren Zeilen, die das zum Ausdruck bringen. In I Do braucht es nur ein bisschen Gitarre, Schlagzeug, Bass und seine unnachahmliche Stimme, und schon klingt das Ergebnis wie ein Bekenntnis.
Dass Pedro The Lion hier längst als eigenes System gelten können, das aus sich selbst heraus funktioniert, beweist auch das leicht countryfizierte Arizona: Bazan singt im Refrain bloß „California, oh California / How could you?“ – und man weiß doch ganz genau, was er meint. The Fleecing thematisiert wieder einmal seine innige Beziehung zu Gott (und die Sprüche, die er sich deshalb anhören muss), verbreitet Bluesrock-Atmosphäre, feinen Weltschmerz und mit Zeilen wie „Who shall I blame / for this sweet, happy trouble“ die unbedingte Entschlossenheit, diesen auch auszukosten.
Im sehr guten Start Without Me (eines von zwei Liedern, bei denen TW Walsh mitgeschrieben hat) scheint die Band kurz vor dem Punkt anzukommen, an dem sie sich gehen lassen und abreagieren will, scheut dann aber doch davor zurück. Eine der letzten Zeilen, im und selbstverständlich untröstlichen Rausschmeißer The Poison heißt: „And now it’s over / and I can’t stay sober.“ Das muss kein Fingerzeig gewesen sein, schließlich war das Aus für Pedro The Lion da noch fast zwei Jahre entfernt. Ein schöner, sogar traumhafter Schlusspunkt ist es dennoch.
David Bazan spielt zwei Songs von Achilles Heel live:
httpv://www.youtube.com/watch?v=oP4wacCpGF0