Künstler | Peter Kernel | |
Album | Thrill Addict | |
Label | On The Camper | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Dass Bands bei ihren Videos selbst Regie führen, ist keine allzu spektakuläre Besonderheit mehr. Bei Peter Kernel ist es allerdings ein Grundprinzip. Schließlich haben sich die Kanadierin Barbara Lehnhoff und der Schweizer Aris Bassetti, die beiden Mitglieder dieses Duos, an der Schule für visuelle Kommunikation und Design in Lugano kennen gelernt, als sie dort studierten.
Die Verbindung von akustischer und visueller Kunst blieb auch danach wichtig für Peter Kernel: Als er ihre ersten Filmprojekte und sie seine Musik entdeckte, war das gegenseitige Interesse geweckt. Schließlich arbeiteten sie gemeinsam an einem experimentellen Musical aus der Feder von Lehnhoff und wurden erst ein Liebespaar, dann eine Band. Jetzt gibt es mit Thrill Addict das dritte Album von Peter Kernel.
Der Bass bildet oft das Fundament für diese Songs, nicht das (meist leise im Mix versteckte und von Ema Matis gespielte) Schlagzeug. Manchmal klingt das Ergebnis deshalb wie die Breeders (Keep It Slow), manchmal bleibt ein Lied auch auf reizvolle Weise vorläufig (Your Party Sucks) oder schafft es, zugleich verklausuliert und kraftvoll zu klingen (Supernatural Powers).
Die noch größere Besonderheit an Thrill Addict ist allerdings, dass Lehnhoff und Bassetti hier beweisen, dass sie in einer ganz eigenen Welt leben, nicht nur visuell, sondern auch akustisch. Der Auftakt Ecstasy ist reduziert und brüchig, High Fever klingt genau so aufregend, wie dieser Titel es vermuten lässt, You’re Flawless wird vollends unberechenbar, wahnsinnig und gefährlich, inklusive eines auf Spanisch gesungenen Teils. I Kinda Like It und Majestic Faya haben eine sehr coole Laut-Leise- und Start-Stop-Dynamik à la Blood Red Shoes, die mehr als erahnen lässt, wie aufregend Peter Kernel live sein dürften.
Zugleich beherrschen sie auch die filigraneren Töne: Leaving For The Moon wirkt versehrt, kämpft aber mit großer Würde dagegen an. They Stole The Sun ist wie ein Nebel, von dem man weiß, dass er einen ins Verderben führen, auf dem Weg dahin aber auch ein paar Verheißungen bereithalten wird. Tears Don’t Fall In Space wird als Schlusspunkt von Thrill Addict eine eindrucksvolle Ballade.
Das beste Lied ist das in der Tat großartige It’s Gonna Be Great. Man würde dem Track nicht unbedingt Leichtigkeit attestieren, aber doch ist da so etwas wie Verspieltheit, Licht und Hoffnung. „Tell yourself it’s gonna be fine“, lautet der Imperativ. Manchmal funktioniert das ja.