Künstler | Petite Noir | |
Album | La vie est belle | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Petite Noir ist Yannick Ilunga aus Kapstadt. Er hat nicht nur für sein musikalisches Alter Ego einen passenden Begriff gefunden, sondern auch für seinen Sound: Noirwave nennt er sein eigenes Genre, mit dem er Vorbildern wie Mos Def, Fela Kuti und Tabu Ley nacheifert. “I think for me, it’s just the story their music tells and the sense of freedom. It’s about seeing the positive in dark times”, erklärt Petite Noir, was er damit meint.
Es fällt nicht schwer, dieses Credo auf seinem Debütalbum La Vie Est Belle / Life Is Beautiful, aufgenommen in London und benannt nach einem gleichnamigen kongolesischen Film, wiederzuerkennen. Der Refrain von Best hat eine plakative Dringlichkeit, zu der einem allenfalls die Kaiser Chiefs (die ja immerhin nach einem südafrikanischen Fußballclub benannt sind) als passender Vergleich einfallen, der Rest des Songs ist allerdings ausnehmend komplex. Inside wird äußerst intensiv, auch im tropischen MDR spielt Petite Noir mit Elementen, die cheesy wirken könnten (inklusive eines John-Travolta-Zitats), das Ergebnis wird aber sehr spannend.
Oft nutzt Petite Noir, dessen Eltern aus dem Kongo und aus Angola stammen, die Zutaten des Rock, verweigert sich aber dessen Eindeutigkeit. Dazu kommen Bläser, französische Raps und reichlich afrikanische Rhythmen. Down ist ein Höhepunkt der Platte, es handelt von der Lage des Landes im Kongo und der Zukunft, die sich Ilunga für das Land erhofft. „We’re not going down“, heißt das Bekenntnis, tänzeln und aufmüpfig vorgetragen. Der Titelsong La vie est belle klingt hingegen eher lethargisch und erstaunlich europäisch. Auch Freedom passt komplett in diese Kategorie: Das ist irgendwie Rock, irgendwie theatralisch, irgendwie verklemmt. In der Summe also: Depeche Mode.
Auf Synthie-Pop verweist auch Seventeen, in dem man meinen könnte, A-ha versuchten, die neuen INXS zu werden. Just Breathe beginnt mit einem 80s-Beat, dem man anzuhören meint, dass er ironisch gemeint ist. Petite Noir setzt sich dann aber sehr selbstbewusst über diesen Makel hinweg und macht einen gewitzten Popsong daraus. Der beste Track ist die Single Chess ganz am Ende der Platte (der Song war auch schon auf der im Februar erschienenen The King Of Anxiety-EP vertreten). Der Text ist zum Teil einem Instant-Messaging-Chat entnommen, mit dem Petite Noir eine Liebesbeziehung beendete. Die Musik dazu ist zugleich brodelnd und zurückhaltend, der Gesang findet irgendwo zwischen Antony Hegarty, Kele Okereke und Jimmy Sommerville ein Zuhause, trotzdem klingt das Ergebnis komplett eigenständig.
Nicht alles auf La vie est belle ist so gelungen, aber der Wille, etwas Besonderes zu sein, ist bei Petite Noir permanent zu erkennen. Auch wenn dieses Ziel (noch) nicht immer erreicht wird.