Hingehört: Pi Ja Ma – „Radio Girl“

Künstler Pi Ja Ma

Radio Girl Pi Ja Ma Kritik Rezension
„Radio Girl“ ist die erste EP von Pi Ja Ma.
EP Radio Girl
Label Bleepmachine
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

“Everyone will want to be a star / sooner or later”, prophezeit Pi Ja Ma in Radio Girl, dem Titeltrack ihrer ersten EP. Die 1996 als Pauline de Tarragon geborene Sängerin kennt diesen Wunsch nach Ruhm ein bisschen besser als die meisten: Ihre ersten musikalischen Gehversuche machte sie als Straßenmusikerin, wo sie gemeinsam mit einem Freund den Passanten in ihrer Heimatstadt Avignon die Lieder von Patti Smith, The Velvet Underground, Radiohead oder den Doors zu Gehör brachte. Mit 17 nahm sie dann an La Nouvelle Star teil, dem französischen Äquivalent von Deutschland sucht den Superstar. Sie sang dort Lieder von Liedermachern wie Julien Clerc, Veronique Sanson und Alain Bashung und kam bis ins Halbfinale. Statt Radio Girl könnte diese EP also genauso gut TV Girl heißen.

Nachdem sie die Schule beendet hatte, zog Pauline 2015 nach Paris, dort traf sie Axel Concato, der einen großen Anteil an ihrer neuen Inkarnation als Pi Ja Ma hat: Er hat alle vier Songs auf dieser EP geschrieben und auch fast alle Instrumente eingespielt. Vor allem aber hat er einen sehr passenden Sound für diese Stimme gefunden, der erfreulich weit weg von dem ist, was man ehemaligen Castingshow-Teilnehmern hierzulande so gerne auf den Leib schneidert.

Der Refrain von Radio Head ist verspielt wie Lily Allen, die Strophe mit einem Hauch von Bitterkeit versehen, wie man das von Kate Nash kennt, dazu gibt es eine Beatles-Gedächtnis-Gitarre – genau in dem Moment, in dem die Fab Four im Text erwähnt werden. Die Klaviermelodie im folgenden In The Air erinnert ein wenig an My Beloved Monster von den Eels, aber der Sound ist viel mehr in den Sixties verankert, was wohl auf die Straßenmusikerzeit von Pi Ja Ma verweist. Auch hier gibt es ein schickes kleines Detail, nämlich die rückwärts abgespielte Gitarre.

Dazu kommt By The River, etwas psychedelisch, mit einer ganz kleinen Prise Folk und Jazz. Der Track ist sehr ruhig, sodass ihre Stimme hier am besten zur Geltung kommt. Auch  der Bezug zu Beach House oder Cat Power, die Pi Ja Ma ebenfalls als Vorbilder anführt, wird hier erkennbar.

Zum Abschluss der EP gibt es denselben Song noch einmal als Demo. Über weite Strecken erklingen da nur Gesang, E-Gitarre und ein winziges bisschen Klavier. An den entscheidenden Stellen sind aber auch hier schon todschicke Streicher dabei, was besonders deutlich macht, wie klar die künstlerische Vision ist, die Pauline de Tarragon (die auch als Malerin und Zeichnerin aktiv ist und das Cover dieser EP selbst gestaltet hat) schon so früh in ihrer Karriere von ihrer Musik hat.

Das offizielle Video zu Radio Girl.

 


Website von Pi Ja Ma.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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