Künstler | Prinzhorn Dance School | |
Album | Home Economics | |
Label | DFA | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
In einem Gebäude namens “The Red Shed” sind die Songs für das dritte Album von Prinzhorn Dance School entstanden. Das klingt nicht gerade wie der Name eines 5-Sterne-Hotels oder eines Hightech-Studios. In der Tat trifft die Bezeichnung “Holzschuppen” auch viel besser auf den Ort zu, an dem Home Economics Gestalt annahm. Für Tobin Prinz (Gitarre, Gesang) und Suzi Horn (Bass, Gesang, Schlagzeug) aus Brighton war die beengte Umgebung ein entscheidender Faktor für die neuen Songs. Ein ausgeprägter Lagerkoller sei eine der Folgen gewesen – und das Gefühl, eine ganz spezielle, durchgeknallte Bande geknüpft zu haben.
“We always had this feeling that unless we worked in complete isolation we couldn’t make something that was 100 percent true”, betont Tobin Prinz. Seine Bandkollegin Suzi Horn ergänzt: “I would clean my brain by not listening to music for months before making a record. The idea of shutting ourselves up in the shed was that if you trap yourself inside those four walls, the confined space would contain the narrative.”
Die zweite wichtige Inspirationsquelle für Home Economics waren die ersten Konzerte, die Prinzhorn Dance School in den USA gespielt hatten, unter anderem bei der 12. Geburtstagsfeier ihrer Plattenfirma DFA. Dort bekamen sie ein derart positives Feedback, dass sie den Schwung sofort für eine neue Platte nutzen wollten.
Beide Einflüsse merkt man dem Werk tatsächlich an. Songs wie Let Me Go haben die große Souveränität einer Band, die sich gefunden hat. Clean wirkt zugleich optimistisch und bedrohlich. “Put your head out the door and smell the rain / put your head out into the storm and start again”, gibt der Text dieses Gefühl wider. Zudem ist hier ein Ausmaß an Licht zu erkennen, dass es weder auf dem Debüt 2008 noch auf dem zweiten Album Clay Class (2011) gab. „We’ve really enjoyed letting a bit more colour into the music”, bestätigt Prinz, und wieder spinnt Horn seinen Gedanken weiter: “We’re not even 100% dressed in black any more; I’ve got some chocolate-brown shoes on…”
Auch das klaustrophobische Element prägt Home Economics, der Gedanke, vielleicht ganz allein auf der Welt zu sein und das Wissen darum, dass im Horror auch Schönheit stecken kann. Der Auftakt Reign belegt das mit einem derart furztrockenen und reduzierten New-Wave-Sound, dass es fast unheimlich (und ziemlich sexy) klingt. Genau das will das Lied wohl auch. „Don’t tell me I’m lucky“, heißt schließlich eine der hier artikulierten Warnungen.
Haggle gerät sehr abstrakt und würde in jedem anderen Kontext vollkommen wirr und auch ein bisschen selbstverliebt wirken. Aber hier haben es die drei Tracks zuvor geschafft, den Boden dafür zu bereiten. In Battlefield trifft die ziemlich garstige Gitarre auf einen sehr stoischen Bass. In Education übernehmen die Stimmen die Rollen solcher Kombattanten: Suzi Horns Gesang will ausflippen, der von Tobi Prinz will resignieren.
Nach sechs Songs und nicht einmal 23 Minuten ist schon alles vorbei. Fehlen tut trotzdem nichts an Home Economics: Wenige Bands schaffen es, mit so wenigen Liedern so besonders zu sein.