Künstler | Public Service Broadcasting | |
Album | The Race For Space | |
Label | Test Card Records | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Inform – Educate – Entertain hieß vor zwei Jahren das Debütalbum von Public Service Broadcasting. Diesen Anspruch verfolgen J. Willgoose, Esq. und Wrigglesworth (man ahnt, dass ihre Mütter nicht so grausam waren, das als ihre wirklichen Namen auszuwählen) auch auf ihrem zweiten Longplayer The Race For Space. Thema des höchst unterhaltsamen Bildungsprogramms ist diesmal, der Titel verrät es, der Wettlauf zwischen USA und UdSSR um die Vorherrschaft im All zwischen 1957 und 1972.
Wie schon beim Debüt (das übrigens von der BBC unter die zehn besten Alben des Jahres 2013 gewählt worden war) arbeiten Public Service Broadcasting auch diesmal mit Stimm-Samples, die sie in der Soundbank des British Film Institute gefunden haben.
Zum Auftakt gibt es in The Race For Space die als „Moon Speech“ bekannt gewordene Ansprache von John F. Kennedy im Jahr 1962, dazu das bedeutungsschwangere Säuseln eines Chors wie aus einem antiken Drama. Im folgenden Sputnik verkündet der Fernsehansager Walter Kronkite: “This is the beginning of a new era for mankind” – und genau diesen Geist fangen Public Service Broadcasting hier meisterhaft ein.
Das Album macht das Epochale dieser Ära deutlich, das Abenteuerliche an der Raumfahrt, den reizvollen Mix aus wildem Entdeckerdrang und absoluter Präzision. Genau dieser Mix findet sich auch in ihrer Musik, die schwerpunktmäßig auf Elektro-Sounds mit fast erzählerischem Charakter setzt und auch durch die erstaunliche Klangqualität der Stimm-Samples glänzt. Das Ergebnis ist so faszinierend, dass diese Platte alleine ausreichen müsste, um die bemannte Raumfahrt neu zu beleben.
The Other Side verkörpert den Klang von The Race For Space vielleicht am besten: Es klingt so kontrolliert und rational, dass es entspannt sein kann. Das passt wunderbar zum Triumph von Naturwissenschaften und Ingenieurskunst, dessen Ausdruck die reibungslos ablaufende Mondlandung von Apollo 8 war, deren Ablauf der Track wiedergibt.
Fire In The Cockpit klingt tatsächlich, als würden giftige Gase aus den Lautsprechern austreten. E.V.A. ist erhaben, gefährlich und majestätisch, wie ein Weltraumspaziergang (der hier besungen wird) wohl sein muss. Tomorrow lässt erahnen, was herauskommen könnte, wenn Radiohead nochmal ein wirklich bedeutendes Thema für ihre Musik finden sollten.
„Wir wollten die Leute überraschen und zeigen, dass da eine Tiefe und Bandbreite unserer musikalischen Interessen und Einflüssen ist, die weit über unser erstes Album hinaus geht”, sagt J. Willgoose, Esq. über die neue Platte, die das Duo aus London konsequenterweise bei einem exklusiven Konzert vor zwei Wochen im National Space Centre in Leicester erstmals vorgestellt hat.
Das offenbart sich unter anderem in Valentina, das dank der Mitwirkung der Smoke Fairies ein wenig klingt wie die Cranberries in Weltraumanzügen. Mehr noch gilt es für die beiden Singles. Gagarin setzt auf Funk-Rock mit einer sechsköpfigen Bläser- und einer fünfköpfigen Streichersektion und klingt, als sei der Flug des Weltraumpioniers eine einzige Party gewesen. Und Go! wirkt mit seinem enormen Groove, als wären die NASA-Jungs bei Mission Control die coolste Rockband der Welt.
In der Schwerelosigkeit kann man tolle Tanzschritte einstudieren, zeigt das Video zu Gagarin.
Im Mai gibt es Public Service Broadcasting live in Deutschland.
19.05.2015 München – Strom
22.05.2015 Berlin – Privatclub
23.05.2015 Köln – Blue Shell