Künstler | Raf Rundell | |
Album | The Adventures Of Selfie Boy, Part 1 | |
Label | 1965 Records | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
„Making sense in this world / it’s so tricky“, singt Raf Rundell im letzten Track dieses Minialbums. Llama Farmer heißt das Stück, lässt zunächst an die Gorillaz denken, wenn sie mal besonders deprimiert sein sollten, erweist sich dann aber als ein Elektrogospel, der so einsam klingt, als werde er aus dem All übertragen, und hat am Ende plötzlich Lust auf einen kleinen Rave.
Das Stück ist damit typisch für The Adventures Of Selfie Boy, Part 1, und besagte Zeile ist mehr als ein Fingerzeig: Aus all den Zutaten dieses Werks schlau zu werden, ist nahezu unmöglich. Sicher ist nur: Raf Rundell, bekannt vor allem als eine Hälfte der 2 Bears (die andere Hälfte ist Joe Goddard von Hot Chip), braucht hier nicht mal eine halbe Stunde, um eine erstaunliche Leistungsschau vorzulegen.
Er kann zurückhaltend und sanft sein wie in Cosmos Boss, einen Quasi-Rap in Poor Bitch hinlegen oder zugleich schräg und cool sein wie im asiatisch angehauchten (und an Blur gemahnenden) Shoppin’ For A Shaman. „Smarter Dancepop für Leute, die eigentlich lieber auf dem Sofa sitzen und Architekturmagazine lesen“, hat Plattentests.de die Mentalität von The Adventures Of Selfie Boy, Part 1 sehr treffend zusammengefasst.
Der Hit ist Right Time, das einen Club am Meer heraufbeschwört, bei dem man auf der Terrasse tanzen kann, und zwar ziemlich entspannt. Der eigentlich Höhepunkt ist aber der Auftakt Carried Away: Raf Rundell klingt hier hektisch, verspielt und akademisch im Sinne der Beta Band, spinnert aber zupackend, analog, aber sehr modern. Und auch hier hat er, gesungen mit einer Stimme in der Nähe von Neil Hannon (The Divine Comedy), eine programmatische Zeile parat: “My head was in the stars.“ Maximale Fantasie und das Ablehnen jeglicher Grenzen scheinen tatsächlich seine Arbeitsweise zu sein: Allein in diesen sechs Tracks klingt Raf Rundell wie fünf Acts in einem.