Künstler | Revolverheld | |
Album | Immer in Bewegung | |
Label | Sony | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Wahrscheinlich bin ich genau die Zielgruppe. Wahrscheinlich sollte ich diese Platte lieben. Revolverheld singen auf Immer in Bewegung von Kumpels, Musik, Schweden, Feiern oder vom Meer – alles Dinge, die ich sehr gerne mag. Im Presseheft zu ihrem vierten Album lobt der von mir ebenfalls sehr geschätzte Fußballprofi Sebastian Kehl ihre Musik („So ein bisschen Romantik schadet uns allen nicht“, stellt er angesichts von Ich lass für dich das Licht an fest). Und sie sagen, in Person von Gitarrist Kristoffer Hünecke, Musikersätze, die ich sofort unterschreiben würde: „Du machst erst dann authentische Musik, wenn du Songs hast, mit denen du gern auf die Bühne gehst, sie spielst und im selben Moment absolut spürst. Und wenn du dann noch vom Publikum das zurück bekommst, was du dir mit dem Song wünschst.“
Trotzdem ist Immer in Bewegung eine schreckliche, schlimme, sagenhaft schlechte Platte. Hört man diese Musik, dann kann man plötzlich verstehen, warum so viele Deutsche Angela Merkel wählen: Die Kanzlerin vermittelt ihrem Volk die trügerische Botschaft, dass alles bleiben kann, wie es ist, dass sie uns beschützt und durch Nichtstun und Ausblenden für unseren kleinbürgerlichen Wohlstand, unsere ängstlich bewachte Engstirnigkeit kämpft, während draußen in der Welt die Globalisierung tobt. Genau diese Aussage steht auch bei Revolverheld im Zentrum: das Festhalten an früher, der Rückzug ins Private aus einer Welt, von deren Turbulenz und Bedrohlichkeit man allenfalls eine ungute Ahnung hat, der kleinste gemeinsame Nenner, der die Wirklichkeit notfalls bis hin zur Verarschung vereinfacht. Und wenn gar nichts mehr hilft, kann man sich die herrschenden Zustände immer noch schönsaufen (in sechs der zwölf Lieder auf Immer in Bewegung werden bezeichnenderweise Alkohol, Kneipen oder Trinken erwähnt).
Besonders ärgerlich ist, dass Revolverheld für ihre unterkomplexen (man kann auch sagen: dummen) Texte ausgerechnet das Medium der Rockmusik gewählt haben. Dieses Genre steht für Subversion, Rebellion oder wenigstens Hedonismus – bei Revolverheld ist es einfach nur Klangtapete. Gitarren sehen schicker aus als Keyboards – mehr scheinen diese vier Hamburger Jungs vom Prinzip Rock auch nach zehn Jahren als Band noch nicht verstanden zu haben.
Bands deiner Jugend ist dafür das beste Beispiel. Das Lied handelt vom Altwerden, das sich nicht leugnen und auch mit der Musik von früher nur schwer akzeptieren lässt. „Ein Song wie das letzte Aufbäumen gegen die Tatsache, dass die Dinge beginnen uns zu gefallen, gegen die wir früher noch rebelliert haben“, umschreibt Schauspieler Oliver Wnuk diesen Effekt im Presseheftchen. Von Grunge und gar von Oasis ist im Text des Liedes die Rede. Dass Nirvana die Welt nicht schöngeredet, sondern verachtet haben, dass Oasis die Welt nicht hingenommen haben, sondern auf den Kopf stellen wollten – davon scheinen Revolverheld nie etwas bemerkt zu haben.
Handwerklich ist der Track, wie vieles auf dieser Platte, immerhin sehr ordentlich gemacht. Der bemitleidenswerte Produzent Philipp Steinke (Boy, Bosse) sorgt für einen abwechslungsreichen, professionellen Sound auf internationalem Niveau. Es gibt auch ein paar Lichtblicke: Sommer in Schweden lässt mit Mandoline und Bläsern aufhorchen, Wir schmeißen unsere Herzen ins Feuer hat ein schickes Muse-Finale.
Der Rest ist, man muss das so hart sagen, Grütze. Der Titelsong ist der Versuch eines Club-Hits, vollkommen wirr. Ich lass für dich das Licht an ist eine Ballade, die völlig ohne Leidenschaft gesungen wird. Neu anfangen weckt schmerzhafte Erinnerungen an PUR, Aufhören mich zu verlieren ertrinkt im Selbstmitleid, Deine Nähe tut mir weh ist nichts anderes als Schlager. Am schlimmsten ist Das kann uns keiner nehmen, in dem der ganze Mief von Revolverheld am deutlichsten zu erkennen ist. „Und in der Kneipe an der Ecke brennt noch immer das Licht / wir trinken Schnaps, rauchen Kippen und wir ändern uns nicht“, singt Johannes Strate darin tatsächlich, und spätestens bei Ohoho-Chor klingt das ganze wie eine (misslungene) Parodie auf Die Toten Hosen.
Revolverheld betonen, dass sie bei Immer in Bewegung auf ein neues Prinzip gesetzt haben, beeinflusst von den Erfahrungen, die Sänger Johannes Strate mit seinem Soloalbum und Gitarrist Kristoffer Hünecke mit seinen Nebenprojekten in der Zeit nach dem Vorgänger In Farbe (2010) gemacht haben. Das wichtigste Prinzip dabei sei Authentizität gewesen, dazu sei eine neue Lockerheit gekommen, sagt Strate: „Wir haben jetzt drei Mal den Kopf durch die Wand gesteckt; dieses Mal wollten wir vielmehr schauen, was von den Wänden zurückprallt, wenn man Dinge einfach mal passieren lässt.“ Was ihm wohl kaum bewusst ist: Dieses Zitat lässt sich auch so interpretieren, dass sich Revolverheld diesmal nicht die Mühe gemacht haben, etwas Besonderes zu erschaffen, sondern sich mit allem begnügten, was der Mindestanforderung gerecht wurde: dass es ihnen entspricht. Das Ergebnis sind Lieder, in denen alles offensichtlich ist, in denen also kein Geheimnis mehr steckt, keine Kunst. Schlimme Reime, schlimmes Metrum, schlimmer Inhalt. Spießerrock.
Das kann uns keiner nehmen, singen Revolverheld in Weezer-Gedächtnis-Outfits:
httpv://www.youtube.com/watch?v=zs7DtefEQ4E
Meine Worte, hätte ich nicht besser ausdrücken können. Am schlimmsten ist wirklich „Das kann uns keiner nehmen“ mit diesem unsäglichen
Ohohohoh „lasst uns die Gläser heben.“ sind wir hier im Preußen des 19. Jahrhundert?
Schlimmer geht’s nimmer, da lobt man sich doch beinahe schon Heino. Im WDR spielen sie das aber dauernd. Sollen wir nicht eine Petition machen, um unsere Rundfunkgebühren zurückzufordern?
Oh mein Gott, danke! Danke, danke!
„Ich lass für dich das Licht an….und hab die Spülmschine angestellt…und hab dir den Klodeckel, hochgeklappt.“..was für eine MEGA banale Scheisse!
Ich danke dem Universum, das da jemand draussen ist, der mich versteht..und das auch Grütze findet…Danke! Danke! Danke! Danke!
Danke für diese Kritik !!! Danke, Danke, Danke!
Ich besitze die erste Platte von Revolverheld, ein echt Gutes Rock- Debut, und jetzt das:
„Ich lass für dich das Licht an…“ Was für ein riesengroßer banaler Schwachsinn!
Wer hört so was ?
Ich glaub, bei denen ist das Licht für immer aus…
Radioraufundruntergedudel der übelsten Sorte!