Künstler | Roger Tayler | |
Album | Fun On Earth | |
Label | Universal | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Meine drei liebsten Schlagzeuger-Witze, zumindest bisher:
- Wie nennt man einen Schlagzeuger, der gerade mit seiner Freundin Schluss gemacht hat? – Obdachlos.
- Wie nennt man einen Schlagzeuger mit einem halben Gehirn? – Hochbegabt.
- Ein Drummer steht nach seinem Tod vor der Himmelspforte. Von innen hört er ein fantastisches Schlagzeugspiel. Er fragt Petrus, der an der Pforte wacht: „Ist das Keith Moon?“ Und Petrus antwortet: „Nein, das ist Gott. Aber er wäre gerne Keith Moon.“
Jetzt ist ein neuer hinzugekommen, nämlich diese Platte. Roger Taylor, bekannt als Schlagzeuger von Queen, legt mit Fun On Earth sein fünftes Soloalbum vor, das erste seit 1998. Und es ist der beste Beweis dafür, warum es auch diesen Schlagzeuger-Witz gibt: „Was sind die letzten Worte, die ein Drummer in einer Band sagt? – Wollen wir nicht mal einen Song ausprobieren, den ich geschrieben habe?“ Der Mann, der bei Queen unter anderem Radio Gaga beigesteuert hat (im Booklet geht sein letzter Dank an Brian May), ist auf Fun On Earth erpicht darauf, zu zeigen, dass er so viel mehr kann als mit Stöcken auf Trommeln zu hauen. Er hat alle Lieder geschrieben, das Album mitproduziert und sogar das Artwork selbst gestaltet. Bei 3 der 13 Tracks hat er sämtliche Instrumente selbst eingespielt. Doch das Ergebnis ist so lachhaft, dass er einem beinahe leidtun kann.
“I am the drummer in a rock n’ roll band / I am the rock that rocks the bandstand / I am the St. Peter, the rock on which we stand / I am the butt of a thousand jokes / from far less talented folks”, dichtet er in I Am The Drummer (In A Rock N’ Roll Band), und nicht nur wegen der Erwähnung des Apostels ist da die Nähe zum oben erwähnten Witz frappierend groß. Taylor gönnt sich natürlich ein Schlagzeugsolo, dazu gibt es ein wildes Gitarrenriff, einen Chor und Musik wie die von Alice Cooper in der Zeit, als er die kunstvolle Sabotage der Rockmusik längst aufgegeben und die Motivation für ein kreatives Comeback noch nicht wieder gefunden hatte.
Das ist durchaus typisch für Fun On Earth: Muckertum, Gestrigkeit und die Abwesenheit von Geschmack sind hier wichtige Zutaten. Am Anfang steht One Night Stand, der Text ist hohl, die Musik klingt wie der schlimmste Pseudo-Hardrock des Jahres 1986. Danach ist Fight Club eines von gleich mehreren Liedern mit einem schnulzigen Saxofon, Quality Street klingt wie Rod Stewart, nachdem man ihm sämtliches Testosteron (und gleich noch ein paar Hirnzellen) abgesaugt hat. Up ist pseudo-modern, Be My Gal (My Brightest Spark) ist seicht, kitschig und dumm, auch The Unblinking Eye (Unbridged) lässt einem die Haare zu Berge stehen, und zwar aus den genau falschen Gründen. I Don’t Care wird angejazzt, wirkt aber eher wirr als spannend. Der Text von To Be With You ist so plump, dass es schon dreist ist, ihn auch noch im Booklet abzudrucken – die Musik dazu klingt wie eine sehr sehr lustlose Variante von Smokie.
Die beiden einzig erträglichen Lieder auf Fun On Earth sind die Ballade Say It’s Not True, bei der Jeff Beck mitwirkt, und Sunny Day, das zwar der schätzungsweise 48. Aufguss von Love Hurts ist, aber trotzdem als bester Song dieses Albums gelten kann. Auf sehr verquere Weise zeigt diese völlig misslungene Platte die wundersame Kraft des Rock’N’Roll: Man kann nur staunen, dass Rock solche talentfreien und unterbelichteten Hallodris wie Roger Taylor hervorbringen, reich machen und selbst als 64-Jährige noch dulden kann.
Gönnen wir es ihm: ein Schlagzeugsolo von Roger Taylor.
httpv://www.youtube.com/watch?v=SopSV_Erwzs